Yelina – Priesterin des Windes
„… Heller als Licht leuchtet dein Zauber. Reine Magie, die immer gewinnt …“
Winx Club
In Relation zu den anderen Planeten flächenmäßig klein, bewahrte Pura im Gegenzug das gesamte Licht des Universums auf. Jedenfalls glaubten Fremde das, denn der Anblick dieses unfassbar leuchtenden Planeten blendete regelrecht. Vergleichbar von seiner Größe mit dem Erdkontinent Kanada, wäre der Begriff „Zwergplanet“ vermutlich treffender.
Über die gesamte Oberfläche erstreckten sich zwei große Reiche, geboten außerdem Platz für mehrere kleine Dörfer und Siedlungen, die bewohnt waren von Feen, Kobolden und allerhand magischen Tieren. Geschöpfe, die sich Menschen nicht einmal im Ansatz vorstellen konnten, welche sie aber vor längst vergangener Zeit in ihren Sagen und Märchen Fabelwesen tauften. Ein Wechsel von Tag und Nacht existierte auf Pura nicht, ebenfalls kein Schlechtwetter. An jedem Kalendertag schien die Sonne 24 Stunden lang.
Dementsprechend durchflutete gleißend reines Licht das gesamte Reich – und zwar immer. Die Heimat der Lichtelfen, genannt Lichthallen, befand sich abgeschirmt unter einer Glaskuppel. Innerhalb der Kuppel glänze die Metropole anhand beeindruckender, moderner, vergoldeter Gebäude.
Gartenanlagen ergänzten das viele Gold mit farbenprächtigen, duftenden Blumen. Nirgendwo lag Abfall herum.
Die in zahlreichen Parks gezüchteten, mächtigen Bäume reinigten die ohnehin saubere und klare Luft bis zur puren Reinheit.
Aus Marmor gebaute Straßen durften ausschließlich zu Fuß oder Pferd passiert werden. Motorisierte Fahrtmöglichkeiten verschmutzen die Umwelt und galten auf ganz Pura als verboten. Selbst die goldenen Straßenlaternen spiegelten die absolute Perfektion der Völker.
Alle Lebewesen Puras folgten einer strikten Rangordnung. Makellosigkeit, Sauberkeit, Reinheit, Harmonie, der gesamte Lebenszyklus existierte ausnahmslos aufgrund strukturierter hierarchischer Ordnung. Eure Majestät, die amtierende Königin, Aprico aus dem Geschlecht der Lichtelfen, reagierte Pura seit vollen 1000 Jahren. Mittlerweile verheiratet, gebar Aprico in den letzten Jahren drei Mädchen. Die älteste Tochter, im augenblicklichen Alter von 17 Jahren, würde eines Tages Thronfolgerin sein.
Lange zurück hatte Aprico die herrschenden Strukturen samt Ordnungen etabliert und die geltenden Regeln explizit für das alltägliche Miteinander erschaffen.
Puras Königshaus glich weniger einem herrschaftlichen Anwesen, als vielmehr einer Großstadt. Pura Regna, so wurde es von den Purianern genannt, Hauptstadt des Planeten, zudem Residenz der Königin. Ihr Palast, eine überdimensionale Villa aus Gold plus Marmor, lag inmitten einer prächtigen Gartenanlage. Weitere Liegenschaften entstanden systematisch um den ausufernden Park herum. Ehemalige Krieger der Königin von Licht und Magie, inzwischen pensioniert, verbrachten ihre Rentnerjahre meist friedlich in den Gefilden Pura Regnas.
Natürlich. Für ihren Lebensabend bevorzugten die meisten ruhige Zurückgezogenheit inmitten der Idylle.
Im Übrigen hatte einer von Celestias Kriegern, noch in der Blüte seiner Jahre, Prinzessin Aprico von Pura vor vielen Jahren geehelicht, ihr zudem die besagten Töchter geschenkt. Einen menschlichen König, wie er nun einmal war, tolerierte die Bevölkerung Puras ausschließlich wegen der beispiellosen Herrschaft der amtierenden Königin. Ihre Entscheidung stellte kein Elf, keine Fee, kein Kobold oder ein anderes Lebewesen je infrage.
Genannte Feen und Kobolde lebten Seite an Seite in Seegemeinden, Waldsiedlungen, Gartenweilern, Bergkolonien sowie Blumendörfern, verstreut über den ganzen Zwergplaneten.
Die kleinen Völker erhielten den beispiellosen Kreislauf der Natur.
In gewisser Weise erfüllte ein jedes lebende Individuum dieser gemalten Bilderbuchwelt seine Aufgabe. Niemals untergrub jemand den Frieden.
Yelina wohnte schon ihr ganzes Leben lang in Lichthallen. Ihr Dasein war, wie das aller anderen hier auch, ziemlich angenehm. Sie wünschte keine Veränderung, die Routine gefiel ihr. Neues reizte sie nicht.
Jeher protzte die Rasse der Lichtelfen, von der Yelina abstammte, mit außerordentlicher Heilkunst. Die Aufgabe innerhalb des Tribunals sah vor, verletzte Krieger der Königin von Licht und Magie, sowie Schattenelfen zu heilen. Im Prinzip eine recht behagliche Aufgäbe. Wären da nicht die Schattenelfen gewesen. Glücklicherweise war Yelina bisher keinem begegnet.
Vom Hörensagen wusste sie, dass diese Unterart der Elfen vulgär, schmutzig, kampfeswillig und übertrieben blutdurstig daherkam.
Ergo, sie entsprachen dem absoluten Gegenteil der Lichtelfen.
Dafür, das gestand Yelina ihnen fairerweise zu, bewahrten sie ein Stück Ordnung. Sobald auf Ecliso Chaos ausbrach, Schwarzmagier und Dämonen sich wieder einmal bekriegten, Fluchtversuche auf Pulse Magia oder die Erde wagten, gar zusammengerottet einen Aufstand anzettelten, intervenierten die Schattenelfen. Sie räumten den Müll auf. Nicht selten kostete ihr Einsatz schwere Verletzungen. Lichtelfen heilten die zumeist schweren Wunden.
Nun, keiner von Yelinas Sippe würde auch nur einen Fuß auf Ecliso setzen.
Schattenelfen pendelten durch überall auf Ecliso verstreute Portale nach Pura. Alternativen blieben ihnen nicht, wollten sie geheilt werden. Ausnahmslos in Lichthallen empfingen die Heiler Verletzte. Stets in Windeseile versorgt, traten die Schattenelfen fluchtartig den Rückweg an. Grund hierfür – die verschiedenen Elfenarten, womöglich bedingt durch ihre unterschiedlichen Lebensweisen, mochten einander nicht. Gelinde gesagt.
Inständig hoffte Yelina, nie die Bürde der Hohepriesterin tragen zu müssen.
Ihr Vater, der letzte Priester, hatte sein Wissen an seine Tochter weitergegeben, sie in Heilkunst, der Geschichte des Universums, den diversen Spezies und Beschwörung der ihr zugeordneten Elementmagie ausgebildet. Zwar hatte er seine Tochter auf ihre Aufgabe bestmöglich vorbereitet, trotzdem betete Yelina, diese nie auszuüben zu müssen. Vom Kämpfen hatte die junge Elfe keine Ahnung. Grauen ertrug sie schlecht. Der Anblick des Bösen schüchterte das Mädchen ein. Zusätzlich entfachte Schmutz und Blut im Allgemeinen blanken Ekel in ihr. Auf einem Schlachtfeld fiele sie sicherlich sofort in Ohnmacht! Deswegen bat Yelinas Vater Cosmo die guten Geister darum, dass sein Kind nie rekrutiert werden würde. Im für sie besten Fall gäbe Yelina ihr Wissen schlicht an die nachfolgende Generation weiter, wie er es einst getan hatte. Der einzige Hinweis auf ihre Herkunft sollte ihr Magiestein sein, eine runde, weiße Perle, eingefasst in einen goldenen Fingerring.
Yelinas Tagesablauf verlief immer nach dem gleichen Muster. Um 08:00 Uhr morgens stand sie auf, 08:30 Uhr nahm sie das Frühstück ein, 09:00 Uhr bis 12:00 Uhr erhielt sie privaten Unterricht bei ihrem Vater, danach servierten Hausangestellte das Mittagessen. Bis 15:00 Uhr machte Yelina einen ausgiebigen Spaziergang, ging anschließend ihrem Hobby, der Malerei nach. Es folgten Tee und Kuchen, mitunter erneut ein Spaziergang, Harfe spielen zum Vergnügen ihres Vaters im Salon vor dem Dinner, das Punkt 18:00 Uhr auf dem Esstisch bereitstand. Vorgeschriebene späteste Bettzeit befand ihr Vater für 21:30 Uhr, damit ein Schlaf von achteinhalb Stunden, der für die Gesundheit förderlich wirkte, gewährleistet wurde. Tagein, tagaus, dieselbe Routine. Ihr Vater war stolz auf sie. Lichtelfen liebten Perfektion.
Niemand erschien je in perfekterem Glanz als seine liebe Tochter.
Manchmal spielte das Leben nach seinen eigenen Regeln.
Auf der Erde nannten die Menschen dieses Phänomen Schicksal.
In diesem Sinne verstrich ein ereignisloses Leben, bis eines Tages die Wachelfen Lichthallens, die Apricots Regeln selten mit Gewalt durchsetzen mussten, einen neuen Rekruten erhielten.
Yelina bemerkte ihn während einem ihrer Spaziergänge sofort, als er auf Streife durch die Straßen schlenderte und ihren Weg kreuzte. Die Ausstrahlung des jungen Mannes bildete einen deutlichen Kontrast gegenüber allen anderen männlichen Lichtelfen.
Sämtliche Exemplare ihrer Art gediehen mit identischer Statur, ähnlichen Gesichtszügen, denselben Hauttönen, sowie gleicher Augen- und Haarfarbe.
Typische Lichtelfen beider Geschlechter vereinbarten zierliche Figuren, eine geringe Körpergröße, seidene, graublonde Haare und graue Augen.
Yelina bildete die Ausnahme. Ebenfalls klein, zudem schmal gebaut, rahmten goldbraune Haare ein hübsches, ovales Gesicht ein, das samtig braune Augen schmückten. Der Fremde mutete seinerseits außergewöhnlich an. Sein Haarschopf hatte einen blonden Farbton, Strähnen fielen verfilzt auf seine untypisch definierten Schultern. Mit aufmerksamen, fast raubtierhaften grün-braunen Augen entging ihm kein Detail aus seiner Umwelt. Selbst die Körpersprache vermittelte für einen Purianer völlig unübliche Wachsamkeit.
Die Haut des jungen Mannes schimmerte nicht blass wie Porzellan, eher glich sie dem aschfahlen Ton eines bereits Verstorbenen.
Soweit Yelina beurteilen konnte, war er keineswegs schmal gebaut. Eng anliegende, Wachleute typische, silber-blaue Gewänder umschlangen austrainierte Muskeln an Schultern, Brust und Armen.
Ähnlich dem Rest unterstand die Kleiderordnung gewissen Reglements.
Männer trugen, sowohl in Lichthallen, ebenso Pura Regna, Leinenhemden und nicht zu enge Leinenhosen, ausgenommen die Wachen.
Frauen schlüpften in knöchellange Kleider, die Füße beide Geschlechter steckten in Sandalen. Andere Kleidungsstücke waren bei den konstanten Wetterverhältnissen nicht erforderlich. Die einheitliche Garderobe unterschied je nach Abstammung und Aufgabe diverse Farbmuster. Gewänder der Wachen waren an der silber-blauen Musterung zu erkennen, solche der Königsfamilie schimmerten lila-golden. Lichtelfen bekleideten sich zu besonderen Anlässen in bronzen-grün, an gewöhnlichen Tagen schlicht weiß.
Trotz seiner fahlen Haut, der ausgeprägteren Muskulatur, seinen grimmigen Augen und der starren Haltung, befand Yelina den Fremden als äußert attraktiv. Das erste und einzige Mal in ihren 15 Lebensjahren, verspürte sie Wärme auf Höhe ihres Bauchraumes. Als der Fremde sie entdeckte, blieb sein Blick an ihr haften. Erst musterte er sie, dann lächelte er. Viel zu schüchtern und völlig unvorbereitet auf eine Situation wie diese machte Yelina kehrt und floh. Einen Tag darauf traf sie ihn erneut. Auf den Boden starrend, lief sie zügig an ihm vorbei. Beim vierten Aufeinandertreffen stellte sich der Mann Yelina in den Weg. Damit ließ er ihr keine andere Wahl, sie musste ihn ansehen.
„Langsam betrachte ich deine Ignoranz als unhöflich“, foppte die Wache Yelina.
Die Wangen rot angelaufen, brachte das Mädchen zunächst kein Wort heraus.
Der Wachposten erkannte ihre Schüchternheit, fügte sanfter hinzu: „Vor mir brauchst du keine Angst zu haben, ich beiße nicht. Na ja, jedenfalls nicht immer und auch nur, wenn du willst.“
Plötzlich breitete sich ein schelmisches Grinsen auf seinem attraktiven, mit hohen Wangenknochen versehenen Gesicht aus. Das war zu viel des Guten, Yelina ergriff die Flucht. Der hübsche Kerl verfolgte sie in ihren Gedanken.
Sollte er am nächsten Tag zur gewohnten Zeit patrouillieren, wollte sie sich für ihr Verhalten entschuldigen.
Tatsächlich traf sie ihn um dieselbe Uhrzeit an der gleichen Straßenecke an.
Ihn anzusprechen, kostete sie immensen Mut.
„Äh“, hauchte sie zaghaft, „für mein mehrfaches Davonlaufen habe ich ehrlicherweise keine plausible Erklärung. Mein Benehmen Euch gegenüber zeugte nicht gerade von Höflichkeit. Dies tut mir unendlich Leid. Hoffentlich könnt Ihr mir verzeihen!“
Prinzipiell stolz über ihre Courage, errötete Yelina trotzdem erneut.
Der Mann nahm ihre Hand in seine und platzierte einen Handkuss darauf.
Yelina stockte der Atem.
„Sydney. Mein Name ist Sydney. Du kannst mich gerne duzen. Außerdem musst du mich mitnichten um Verzeihung bitten. Ich habe dich bestimmt eingeschüchtert und …“ – „Yelina“, unterbrach sie ihn, stellte sich ihm ihrerseits vor.
In Anlehnung an dieses Ereignis entstand zwischen Yelina und der Wache namens Sydney eine zarte Freundschaft.
Eines Tages lud Sydney Yelina zum gemeinsamen Spazierengehen ein.
Seltsame Gefühle der Aufregung erfassten die junge Frau kurz vor dem bewussten Treffen. Zunächst schlenderten die beiden nur ein kleines Stückchen die Straße entlang. Beim ersten Bummel redeten sie wenig miteinander.
Nach jeder Tour bat Sydney um ein weiteres Treffen. Bald entwickelte sich ein täglicher Rhythmus. Mit jedem Spaziergang fasste Yelina mehr Vertrauen, fühlte sich sicherer und sprach offener. Sydney hingegen erzählte selten von seiner Vergangenheit. Scheinbar verlor er beide Eltern früh, wuchs bei einer Pflegefamilie auf Pulse Magia auf und hatte insgesamt eine schwere Kindheit.
Umso glücklicher fühlte er sich nach der Aufnahme bei der königlichen Wache in Lichthallen, die eine seltene Ausnahme darstellte. Gewöhnlich heuerten Lichtelfen Vertreter ihrer Rasse an, keine Magier von außerhalb. Das erklärte, warum Yelina ihm vorher nie begegnet war. Darüberhinaus erfuhr sie, dass Sydney 18 Jahre alt und somit drei Jahre älter als sie war. Ansonsten sprachen die Freunde über Gott und die Welt. Yelina berichtete ihm von ihrem Hobby, der Malerei. Hartnäckig bestand Sydney darauf, einige ihrer Bilder zu sehen.
Zunächst skeptisch, gab Yelina klein bei, zeigte ihm einige Werke, als Vater Cosmo samt der Hausangestellten außer Haus waren.
Am liebsten malte Yelina Landschaften, gelegentlich auch Porträts. Ihren Vater hatte sie erst kürzlich porträtiert. Überschwänglich lobte Sydney ihre Gemälde. Die Elfe gestand ihm, dass sie gerne einen Landstrich malen würde, dessen Motiv sie mit eigenen Augen und nicht in Büchern sah. Doch Yelina hatte Lichthallen bisher nie verlassen (dürfen).
Einen Tag später, angrenzend an den Lunch, bürstete sich Yelina freudig Haare. Auf einmal stand Cosmo hinter ihr.
„Du bist in letzter Zeit häufiger abwesend“, bemerkte er.
Daraufhin nahm er ihr die Bürste aus der Hand und kämmte ihr Haar.
Yelina schluckte. Ihre Mutter tat immer dasselbe, als Yelina klein war.
Damals lebte sie noch.
Cosmo fuhr fort: „Kaffee und Kuchen lässt du zuweilen ausfallen. Sobald du Zuhause bist, wirkst du verträumt. Du lächelst vor dich hin und sagst kein Wort. Harfe höre ich dich bedauerlicherweise längst nicht mehr spielen.“ Yelina war nicht imstande, zu antworten.
Inständig hoffte sie, ihr Vater stellte ihr keine Fragen, sie log nämlich nicht. Niemals. Doch ihr war bewusst, sollte sie von ihrem Freund erzählen, verbot er ihr, ihn wiederzusehen.
Nach dem Tod seiner Frau behütete Cosmo seine einzige Tochter wie ein brüchiges Ei. Yelinas Mutter, die einzige Lichtelfe, welche Mitgefühl für die auf Ecliso kämpfenden Schattenelfen empfunden hatte, war an jenem schicksalhaften Tag durch das interdimensionale Raumtor geschritten. Keine Elfe hatte dies vor ihr gewagt. Damals hatte sich ein kämpfender Schattenelf dermaßen schwer verletzt, sodass er aufgrund seiner tiefen Wunden nicht mehr nach Pura hatte gelangen können. Indes Cosmos Frau Sofia den Krieger geheilt hatte, war sie Opfer eines Angriffes von Schwarzmagiern geworden.
Diese die Dunkelheit manipulierenden Hexer hatten ihre Gelegenheit, gleich zwei Feinde auf einmal zu töten, ausgenutzt. Lichtelfen halten schwarzer Magie nicht stand. Yelinas Mutter war in kürzester Zeit gestorben, ohne Gegenwehr zu leisten. Dank ihrer Heilung hatte immerhin der Schattenelf überlebt.
An Sofias Grab hatte Cosmo, der immensen Groll auf die Schattenelfen hegte, versprochen, auf die gemeinsame Tochter aufzupassen. Ihr sollte nicht dasselbe geschehen.
Also fragte er Yelina heute: „Triffst du dich mit jemandem?“
Genau diese Frage fürchtet sie.
Da Yelina grundsätzlich nicht schwindelte und die Freunde auf den Straßen ohnehin von anderen gesehen wurden, antworte sie wahrheitsgemäß.
„Ja.“
Ihr Vater schnaufte.
„Wen triffst du?“ - „Eine Lichthallenwache.“
Kurz und bündig.
Schnaufen.
„Name?“ - „Sydney.“
Erneut kurz und knapp.
Den Namen hörte Cosmo zum ersten Mal.
Just lief seine blasse Haut rot an.
Ehe er das sicher kommende Verbot aussprach, ergriff Yelina beherzt das Wort: „Vater, mir ist bekannt, dass du mich in Watte packen möchtest. Aber Sydney und ich spazieren nur miteinander und plaudern ein wenig. Deine Sorge ist unbegründet.“
Schnaufen.
„Das sehen wir noch. Nun, geh“, orderte er, wandte sich unmittelbar ab.
Begleitet von einem komischen Gefühl im Bauch, verließ Yelina das Esszimmer und begab sich nach draußen. So schnell würde ihr Vater normalerweise nie nachgeben. Cosmo blickte ihr aus dem Fenster hinterher.
Sydney empfing Yelina an der gewohnten Stelle mit einem breiten Lächeln auf den Lippen. Wiederholt brachte er sie zum Strahlen.
„Ich habe eine Überraschung für dich“, kündigte er an.
Aufgeregt wartete Yelina, bis Sydney einen Gegenstand aus seiner Hosentasche kramte.
Zum Vorschein brachte er einen Türschlüssel.
„Wo brechen wir denn ein?“, scherzte Yelina, ihr erster Witz überhaupt.
Spitzbübisch entgegnete Sydney: „Nirgends. Wir brechen aus!“
Perplex im Kopf verstand das Mädchen die Aussage nicht.
Ihr Begleiter erklärte: „Du sagtest, dein Wunsch wäre eine Landschaft zu malen, die du sehen kannst. Deshalb entsagen wir dieser riesigen Glaskuppel, stoßen in die Außenwelt vor und suchen einen Ort, der dir gefällt!“ - „Das geht nicht!“, warf Yelina ein, „wir können hier nicht weg!“ - „Wieso? Bist du etwa eine Gefangene? Abgesehen davon ist Pura der wahrscheinlich sicherste Planet des Universums!“
Damit lag Sydney richtig. Kein anderes Reich war ungefährlicher.
„Musst du nicht arbeiten?“, merkte sie an.
„Nett, dass du dir meinen Plan merkst, aber heute Morgen begann ich den Dienst früher. Zum Ausgleich bin ich nun freigestellt!“
Ohne weitere Argumente hervorzubringen, gab Yelina schließlich nach.
Keine halbe Stunde später erreichten sie das Haupttor. Selbst wenn keine unmittelbare Gefahr bestand, bewachte Sicherheitspersonal das Lichthallen Tor. Vereinzelt machten sich Kobolde gerne einen Spaß, stifteten allen möglichen Unfug. Für Lichtelfen eine einzige Zumutung, weil ständig Chaos ausbrach und den zwergenähnlichen Kreaturen nachgeräumt werden musste.
Deshalb – Wachleute am Haupttor! Hauptaufgabe – Kobolde fernhalten!
Glücklicherweise erkannten die heute eingeteilten Männer ihren Kameraden vom Wachtrupp. Problemlos durfte Sydney mit Yelina im Gepäck passieren.
Kaum draußen, hüpfte Yelinas Herz vor Freude. Unvermittelt strömten verschiedene Eindrücke auf sie ein. Der Duft des frischen Grases, der unterschiedlichen Blumen, selbst des Windes unterschied sich von jedweden bekannten Gerüchen aus Lichthallen. Stets dachte sie, Pflanzen seien Pflanzen, wären demnach gleich. Offensichtlich irrte sie sich.
„Ich habe gar keine Ausrüstung für ein Gemälde dabei!“, fiel es Yelina wie Schuppen von den Augen.
Sydney nahm sie bei der Hand.
„Ich weiß!“, antwortete er, „zwei Möglichkeiten. Erstens, du merkst dir das Gesehene, malst später und denkst dabei an den wunderbaren Nachmittag zurück. Zweite Option, wir halten den heutigen Ausflug als Kostprobe fest und kommen morgen nochmals mit deinem Werkzeug her!“
Yelina empfand berauschendes Glück. Nicht nur gewann sie einen lieben Kameraden, sondern zudem die Gelegenheit, ein Gemälde durch ihre eigenen Augen zu erschaffen. Hand in Hand wanderten Yelina und Sydney über die Ebene außerhalb Lichthalles Barrikade. Stundenlang plauderten sie, kamen an einen Fluss, erfrischten sich und marschierten weiter. Yelina saugte die Kulisse auf. Jedwede Geräusche nahm sie wahr. Feen flogen an ihnen vorbei, Blumen kitzelten sie an den Füßen. Der Wind strich über ihre Haut. Sonnenstrahlen wärmten sie. Da Pura keine wechselnden Tageszeiten durch Sonnenaufgang und -untergang ankündigte, vergaßen beide völlig die Uhrzeit. Auf der grünen Wiese sitzend, schmiegte sich Yelina an Sydney. Bei ihm fühlte sie Geborgenheit. Der junge Mann fuhr mit seiner Hand unter ihr Kinn, hob ihr Gesicht an und hauchte einen sanften Kuss auf ihren Mund.
Mit einem Mal fühlte sich Yelina lebendig.
Dann verflog der Moment und die Wirklichkeit traf sie wie ein Pfeil.
Die wiehernden Laute der Flugpferde, einer Sorte ansäßiger Fabelwesen (Pferd mit Flügeln – ein Mensch hätte es Pegasus genannt), rissen Yelina jäh aus dem intimen Augenblick. Erschrocken blickte sie gen Himmel, fand dort ihren Vater mitsamt verbündeter Reiter zu (Flug-) Pferd vor.
„Oh nein!“, keuchte sie, schlug die Hände vor den Mund „Wir ließen die Zeit ausser Acht!“
Die Tiere landeten, ihr Vater stieg zornig ab, stampfte wutentbrannt auf das Pärchen zu. Zittrig kam Yelina hoch, Sydney baute seine Gestalt schützend vor ihrer auf. Empört über diese Unverschämtheit vernichtete Cosmo den Freund seiner Tochter mittels seines Todesblicks.
„Sir“, vermittelte Sydney besonnen, „dass Ihre Tochter spät dran ist, schreiben Sie bitte mir zu! Ich überredete sie zu einem Bummel im Außenbereich. In aller Form entschuldige …“ – „Sei still, du unverschämter Kerl!“, fuhr Cosmo ihn an.
„Vater!“, begann Yelina sachte.
„Nein! Schweig, Tochter! Ich wusste, er ist schlecht für dich! Verführt dich, hinauszugehen! Erweckt in dir Gefühle! Scheinbar sorgte ich mich zurecht!“
Yelina liefen die Tränen über ihre rosé gefärbten Wangen.
„Wir taten doch nichts Schlimmes!“, rechtfertigte sie.
„Ich habe gesehen, was ER gemacht hat! Was er machen wollte! Du kommst jetzt mit! Niemals mehr gehst du nach draußen und vor allem wirst du diesen Schuft nicht wieder sehen!“
Die Männer, allesamt Lichtelfen, erfahrene Heiler, Freunde ihres Vaters, umzingelten das Paar. Es gab keinen Ausweg. Verzweifelt überlegte Yelina, wie ein perfekter Augenblick so grausam enden konnte! Ihr Vater kochte vor Paranoia. Angst, seine Tochter wie seine Frau zu verlieren, drohte ihn gänzlich zu verblenden. Sah Yelina Sydney wirklich zum letzten Mal?
Manchmal spielte das Leben nach seinen eigenen Regeln. So wie jetzt.
Yelinas Hand leuchtete. Besser gesagt, der Ring an ihrem linken Finger. Just erstrahlte ihre Magieperle. Cosmo bemerkte es im selben Moment, wie seine Tochter. Aufgewühlt, weil er schlimmes vermutete, schrie Cosmo so laut, dass ihn selbst die Seevolk-Feen hörten: „Nein! Um Himmels willen! Große Königin, hab Gnade!“
Die Männer, ihr Vater und Sydney, alle starten Yelina an. Die Pferde flohen, flogen aufgescheucht davon. Yelina ahnte nicht im Ansatz, was geschehen würde.
Stille.
Ein Lüftchen wehte über die Wiese, das Gras tanzte zu seiner Melodie.
Dann …
… plopp!
Aus heiterem Himmel erschien eine Frau in senfgelbem Pullover samt einer Eidechse auf der Schulter!
Wow! Derart flink gelangte Jessica noch nie an einen anderen Ort!
Den Vergleich mit einem interdimensionalen Portal hatte sie zwar nicht, jedoch dauerte die Reise mit Raumschlüssel von der Erde zu Pura gerade 10 Sekunden!
Schneller vermochte wohl wirklich kein anderes Medium zu sein!
Jessica blinzelte, denn zunächst blendete sie abartige Helligkeit.
Licht, überall strahlte Licht.
Fast blind erspürte Jessi dank ihrer Hexensinne die Auren von mehreren Lebewesen in greifbarer Nähe.
„Chuck?“, raunte sie.
„Ja, Hexe, wir verfehlten unser Ziel knapp, landeten leider außerhalb Lichthallens.“ Allmählich gewöhnten sich ihre Augen an die verfluchte Helligkeit und Jessica erkannte Umrisse. Endlich erfasste sie den Schlamassel, in den geriet. Anscheinend platzen Chuck und ihre Wenigkeit in eine Soap, ferner in deren finale Szene. Zumindest verwiesen darauf das schüchterne hübsche Mädchen, der grimmig dreinblickende Kerl, ein rot angelaufener Mann und das Pärchen umzingelnde Wachen.
Beschwichtigend hob Jessica die Hände.
„Wir kommen in friedlicher Absicht!“
Das wollte sie schon immer mal sagen! Aber kapierte er eigentlich, was sie brabbelte? Welche Sprache sprachen Lichtelfen?
Der puterrote Mann, dessen Gesichtsfarbe einer scharfen Peperoni glich, erwiderte: „Wer bist du Fremde? Warum spricht das Tier auf deiner Schulter? Was habt ihr hier verloren?“
Völlig verdutzt, ihn überhaupt zu verstehen, überdachte Jessi ihre Antwort.
Um Zeit zu schinden, stellte sie die Frage: „Ihr sprecht Englisch?“
Die Männer tauschten verwirrte Blicke.
Peperoni-Mann deckte auf: „Es ist die Magie, die uns einander verstehen lässt und Worte in verständige Ausdrucksweisen lenkt.“
Aha. Die logische Schlussfolgerung klang beinahe zu gut, um wahr zu sein!
Jessica musterte die einzelnen Parteien, blieb an dem Mädchen hängen.
Die hübsche Elfe errötete, aber nicht in einem Chili – ich töte euch alle – rot, eher ein Himbeere – ich möchte im Erdboden versinken – rosa.
„Äh, hallo“, begrüßte sie Jessi zaghaft.
„Yelina, schweig still!“, mahnte sie Mr. Peperoni.
Trotz seiner Antipathie entglitt ihm gerade eine wichtige Information.
An das hübsche Elfchen adressiert verkündete Jessi: „Mein Name ist Jessica Adams, ich bin von Beruf Hexe und stamme von der Erde. Das ist mein Haustier Chuck, the No Duck.“ Allgemeines Gemurmel unter den Männern.
Der Witz zog an ihnen natürlich vorüber, im Gegensatz zu Chuck.
Empört schnalzte ihr Haustier mit der Zunge. Bevor er in dieser angespannten Lage Käse von sich gab, hob Jessi ihm den Mund zu. Vorsorglich.
Unbemerkt zählte sie die herumstehenden, versteinerten Kerle. Zehn potenzielle Feinde. Anführer – Chillihackfresse.
Letztere platzte dazwischen: „Was will eine Erdenhexe auf Pura? Du hast kein Recht, hier zu verweilen! Hinfort!“
Das Wort Erdenhexe spie er förmlich aus. Bei „Hinfort“ musste Jessica ein amüsiertes Grunzen unterdrücken. Wie geschwollen die hier laberten!
Wohlwollend ignorierte Jessica ihn. Stattdessen begutachtete sie das Mädchen. Allen Ernstes entsprach sie einem dieser sagenumwobenen Priester? A pulsierte Jessicas Anhänger.
Sekündlich bemerkte ihn die vermeintliche Priesterin.
Wagenweit stand ihr der Mund offen.
Aber längst nicht nur ihr.
Aufmerksam neigte Jessi den Kopf.
Vor dem Mädchen verharrte der Bursche konsequent in schützender Haltung.
Womöglich waren die zwei ein Paar?
Hm, ihrem Daddy gefiel die Romanze wohl nicht. Die Aura des Jünglings empfand Jessica als äußerst verdächtig. Seit ihrer Ankunft veränderte sie sich kontinuierlich. Anfänglich verdutzte sie bereits seine aschfahle Haut, welche der eines Toten ähnelte.
Vorsichtig, stetig Papi und den Knaben im Sichtfeld behaltend, vermeldete Jessica: „Keine Sorge, Freunde der Sonne, ich verschwinde zügig! Nur eine Kleinigkeit. Dich Mädel, Yelina, Priesterin des Windes, fordere ich höflich auf mitzukommen!“
Ihren Vater sah Yelina nie wütender. Mit der Wildheit eines Tieres stürmte er auf die Frau zu. Fassungslos beobachtete sie das Geschehen. Anmut, Contenance und Würde, Werte, die den Lichtelfen ihr heiligstes waren, schien ihr Vater zu vergessen.
Der Magiestein der Hexe leuchtete gräulich.
„Circolo della Strega, Protego!“, beschwor die Hexe, schuf hierdurch einen Kreis.
Unvorhergesehen taumelte Cosmo, zurückgehalten durch einen von ihr erschaffenen Schutzwall.
„Schätzchen, tu dir nicht weh!“, säuselte sie, „im Ernst, ihr Lichtelfen seid Heiler, keine Kämpfer! Wie wolltest du mich denn bitteschön angreifen? Hattest du geplant, Blumen oder Grasbüschel nach mir zu werfen?“
Bei der Unverschämtheit gefror das Gesicht ihres Vaters.
Yelina, kreidebleich im Gesicht, völlig überfordert mit der Situation, zitterten die Knie. Cosmos Freunde wirkten unschlüssig. Keiner handelte.
Zugegeben, die Hexe pokerte richtig, Lichtelfen kämpften nicht.
„Du nimmst mir meine Tochter nicht weg!“, stöhnte ihr Vater.
Die Menschenfrau seufzte und hob die Hände.
„Sorry, aber das klärst du besser mit der Königin von Licht und Magie!“
Stille.
Sämtliche Umstehende schwiegen. Während die Männer einander erstaunt anglotzten, wankte Cosmo, als ob er betrunken wäre. Wahrscheinlich begriff er. Yelina trat vor, Sydneys Blick folgte ihr.
„Die Königin beruft mich zur Priesterin?“, hinterfragte sie kritisch.
„Ja“, bestätigte die Hexe.
„Was ist deine Aufgabe?“, hakte Yelina nach.
Augenrollend klagte die Frau in senfgelbem Pullover: „Ich darf euch Halbstarken einsammeln. Mein Kumpel Chuck hier hilft uns bei der Fortsetzung.“
Yelina empfand die Sprechweise der Erdbewohnerin seltsam.
Obgleich die Hexe wenig verwertbare Details preisgab und die Lichtelfe ihr gegenüber mangels Beweisen Misstrauen empfinden sollte, spürte sie den Wahrheitsgehalt ihrer Worte.
An ihren Vater gerichtet erklärte sie: „Wenn die oberste Herrscherin mein Mitwirken befielt, werde ich dem Befehl Folge leisten. Verehrter Vater, mir bleibt keine Wahl. Wir hofften, der Tag würde nie kommen. Nun ist er da und ich stelle mich meiner Aufgabe.“
Es kostete sie jegliches Fünkchen Courage, das sie in ihrem Herzen fand, den Entschluss zu äußern. Die Menschenfrau klatschte in die Hände, ihre Geste war von Ironie getränkt.
„Sehr gut! Chuck, Mädel, wir verduften! Diese abartige Helligkeit macht mich noch blind!“
Die Elfenmänner standen wie angewurzelt in der Gegend herum. Außer zur bezweckten Einschüchterung trugen sie echt nichts bei. Der Gesichtston des Vaters kühlte von „Chili“ runter auf „Leichenblass“. Er leistete keine Gegenwehr. Beim nächsten Priester würde sie den Befehl der Königin von Licht und Magie früher erwähnen!
Tja, schön wäre es noch gewesen, hätten sie friedlich einen Abgang machen können. Gerade entschied sich die Priesterin, ihrem Schicksal Folge zu leisten, explodierten die Energiewellen des im Hintergrund lauernden jungen Mannes.
Sofort wechselte Jessica in Alarmbereitschaft. Verblüfft starrten die Anwesenden den Kerl an.
„Mädchen!“, schrie Jessi, winkte mit den Armen „Weg von dem Kerl!“
Der Vater des Mädchens schien unfähig, den Inhalt ihrer Aussage zu kapieren, die Priesterin jedoch verstand sie.
„Sydney ist mein Freund!“, verteidigte sie ihn, „nie fügte er mir Leid zu!“
Süß. Romantisch. Und so unschuldig. Wie die Protagonistin einer Telenovela.
Jessi kam das Kotzen. Dann brach Priesterin Yelina ohne Vorwarnung zusammen, ihre Augen geweitet vor Schrecken. Demzufolge ging Jessica ein Lichtlein auf.
„Schwarzmagier!“, knirschte sie.
Die Tarnkappe fiel und der lebende Leichnam grinste boshaft.
Wie Jessi ihn enttarnte? Ganz simpel, Lichtelfen ertrugen keine dunkle oder schwarzer Magie. Fortlaufend sackten die Priesterin sowie sämtliche Männer auf das Gras. Im Prinzip erklärte das alles.
„Du Mistkerl!“, krächzte Daddy beim Anblick seiner sich windenden Tochter.
„Mistkerl ist noch untertrieben“, blökte Jessica „Hey, Arschloch! Warum mischst du dich unter die Lichtelfen, hä? Suchst du ein heimeliges Zuhause?“
Nebenbei bemerkt, Chuck gab gar keinen Ton mehr von sich. The No Duck döste, über ihrer Schulter liegend.
Das ekelhafteste Lächeln aufgesetzt, schüttelte der Schwarzmagier den Kopf.
Mit eiskalter Stimme bekannte er: „MEINE Königin schickte mich her. Sollte Yelina von Eurer Hoheit Celestia je gerufen werden, bestünde meine Aufgabe darin, sie unmittelbar ausschalten! Vernichtet man einen Priester, können die drei verbliebenen keine vier Elementkrieger erwecken. Celestias großartiger Plan würde im Kinderschuh scheitern!“
Völlig versteinert im Gesicht, galt seine Aufmerksamkeit nun Yelina.
„Ihr Lichtelfen seid recht simpel zu infiltrieren und manipulieren!“
Unverfroren grunzte er, ein hässliches Schmunzeln erschien auf seinen Lippen.
„Bei den Schatten- oder Waldelfen wäre die Täuschung aufwendiger gewesen, vielleicht sogar unmöglich. Daher wählte ich euer Volk!“ Er schritt einige Meter durch das Gras, bedachte jeden wimmernden Lichtelfen mit einem abschätzigen, gar verachtenden Blick. Zum Schluss wanderten seine Augen zurück zu Yelina.
„Zugegebenermaßen machtest du es mir enttäuschend einfach, Täubchen. Entschuldige vielmals. Auch ich hoffte, dass wir noch etwas Spaß gemeinsam haben würden!“
Angesichts dieser Bosheit liefen dem Mädchen die Tränen. Ihr erbärmlicher Anblick erzeugte bei Jessica Mitgefühl. Zum Trösten blieb keine Zeit!
Der Schwarzmagier hob die Hand, die Innenfläche nach oben gerichtet, erzeugte darauf eine Art Ball aus schwarzer Magie. Dessen Wellen verursachten Gänsehaut auf Jessicas Epidermis. Durch einen wässrigen Nebel aus Tränen starrte Priesterin Yelina ihren einstigen Freund an.
„Shit!“, fluchte Jessi, als das Arschloch zum Wurf ansetzte.
„Luna, mi senti!“, rief Jessica ihren Mondstein an.
Wieder freigesetzt durchflutete die magische Energie des Mondlichts ihren Körper.
„Chuck, aufwachen! Von meiner Schulter runter, Zack Zack!“
Der arme Kerl purzelte auf den Boden. Anders dem vorherigen Kampf gegen den Dämon, fühlte Jessica jetzt jede Faser ihrer Macht. Womöglich besaß sie wirklich unentdecktes Potenzial, das Königin Celestia kürzlich andeutete.
Ihre linke Hand machte eine abwehrende Geste, gedanklich fokussierte Jessica den Schutz auf Yelina. Sydney warf, die Magiekugel prallte jedoch an der unsichtbaren Mauer ab. Funken flogen. Anerkennend hob Sydney eine Augenbraue.
Wenige Sekunden darauf offenbarte er: „Das nächste Mal, Hexe, unterschätze ich dich nicht.“ - „Dito, Schwarzmagier.“ Jessica grinste.
Erneut erzeugte er Kugeln aus dunkler Magie. Dieses Mal schleuderte er sie ohne Umwege auf Jessi. Die Hexe stand innerhalb ihres Zirkels.
Durch Gedankenkraft und mit Unterstützung ihrer Hände wehrte sie die Geschosse ab. In sämtliche Richtungen stoben deren Überreste davon, Jessica hoffte, sie träfen keinen der Umstehenden, genauer gesagt den Liegenden. Waffen standen ihr nicht zur Verfügung, also nutzte sie Material aus ihrer Umgebung. Hinter dem Schwarzmagier lagen auf einer Anhöhe ein paar Steine einsam herum.
„Besser als nichts!“, grummelte Jessica. Bis zu einem gewissen Grad sollte sie immerhin vorankommen! „Pietre!“, beorderte sie, gestikulierte mit den Armen. Sie ähnelte dabei einer Tennisspielerin, die mit ihrem Schläger Tennisbälle schmettert. Wie Gewehrkugeln schossen die Steine auf den Feind.
Sydney spürte den Luftzug, machte auf dem Absatz kehrt und befeuerte die Projektile mittels Schwarzmagieblitzen. Die kurze Ablenkung nutze Jessica aus. Alle verfügbare Kraft in ihren nachfolgenden Zauber legend, schrie sie: „Sancto!“
Weißes Licht traf den unvorbereiteten Magier und ließ ihn mit einem Salto rückwärts auf dem Boden landen.
„Scheisse.“
Zumindest schien die Priesterin aus ihrer Schockstarre zu erwachen.
Leicht verwirrt murmelte sie: „Weißmagie?“ - „Nein“, erklärte Jessica, die wusste, worauf Yelina hinaus wollte, „das war keine echte Weißmagie, nur ein ihr ähnlicher Zauber, erschaffen aus der reinen Energie des Mondlichts. Unser Erdmond sendet Strahlen aus, die dieselben Ebenen frequentieren, wie Magie, die ihr Elfen aus dem Licht des Guten gewinnt.“
Beeindruckt begaffte Yelina Jessica, ihr Mund stand offen. Im Prinzip fehlte noch, dass die Elfe der Hexe applaudierte. Vorsorglich zog Jessica ihr den Zahn.
„Bevor du in Jubel ausbrichst, Mädchen, an dem Typ funktioniert mein Angriffszauber nicht wirklich spitze.“
Ihre Feststellung schloss sie aus dem unlängst erholten Sydney. Er wirkte unverletzt – aber richtig sauer! „Sensationell, ein wütender Schwarzmagier! Wie beschissen kann der Tag noch werden?“, fluchte Jessi.
Sie liebte es zu fluchen! Na ja, neuerdings.
Sydney sprang in die Luft und schwebte! „Oscurità!”, sang er.
Um seinen Körper bebte seine Aura. Ihre Farben wechselten von dunkelgrau zu schwarz. Energiewellen zirkulierten in der Luft. Eingeschlossen in eine Art Aurakokon breitete der Schwarzmagier seine Arme aus.
„Verflucht“, entglitt Jessica.
Wie zuvor erwähnt, sie liebte fluchen! Neuerdings.
Zu Recht, denn sollte Sydney diese Macht entfesseln, wären alle umstehenden Personen Geschichte!
„Rennt! Verdammt, haut ab!“, schrie sie die Lichtelfen an.
Die taten, wie ihnen empfohlen. Den sich wehrenden Vater schleppten sie mühevoll mit. Das Mädchen hockte noch an der gleichen Stelle.
Die Beschwörung nahm seinen Höhepunkt. Jessica kam ein Gedanke.
„Luna, noch einmal, ich flehe dich an, mi senti!“
Zauberkraft floss durch ihre Adern.
Immer mehr erflehte sie.
Als ihre Gebeine drohten vor Anspannung zu bersten, entlud sie einen Teil.
„Circoli delle Strege!“
Aus einzelnen Hexenzirkeln entstand das Mandala.
„Protego!“
Mit Einsatz von Armen und Händen zeichnete die Hexe eine Mauer in die Luft.
Innerlich hoffte sie, die allumfassende Geste genügte. Sydney entließ eine Schockwelle aus schwarzer Energie, die mit Jessis Schutzwall kollidierte.
Lange würde ihre Batterie nicht mehr halten, bald erschöpfte der Akku.
Das Üble daran – es wussten sowohl sie, doch genauso ihr Feind!
Intuitiv rannte Jessi in Richtung Elfenmädchen, ihre Wand hielt sie innerhalb der Bewegung aufrecht.
Bei Yelina angekommen, währenddessen gegen Sydneys Magie ankämpfend, fragte Jessica: „Mädchen, weißt du, wie du deinen Edelstein aktivierst?“ - „Theoretisch ja“, erfolgte die zögerliche Antwort.
„Schätzchen“, keuchte die Hexe, der Schweiß auf der Stirn stand, „wir haben keine Zeit! Was heißt theoretisch?“ - „Ich lernte die Erweckung. Aber mir wurde ausnahmslos das Heilen beigebracht. Angriffsmagie beherrsche ich nicht! Entschuldige Erdenhexe, ich bin für dich nutzlos!“
Demoralisiert ließ die Priesterin den Kopf hängen.
Jessicas Herz hämmerte gegen ihre Brust. Allmählich merkte sie, dass ihre Schutzmauer kleiner wurde. Der Schwarzmagier grinste ahnungsvoll.
Solch ein Vollidiot! Allerdings ein Vollidiot, der Unmengen Energie freisetzte!
Die Lichtelfenmänner rannten zwar noch innerhalb von Jessis Wall in Sicherheit, aber waren nicht annähernd weit genug entfernt. Erfolgte die Eruption dieser Masse an dunkler Energie, würde der Kerl wahrscheinlich die gesamte Umgebung sprengen, trotz ihrer Zirkel!
„Jetzt hör mir mal gut zu, du Heulsuse!“, brüllte Jessica, versuchte ihre eigene Verzweiflung zu verbergen.
Eine Hand hielt die Mauer, die andere schüttelte Yelina an der schmalen Schulter.
„Jedes Individuum im Kosmos bestimmt sein Schicksal selbst! Unsere Gedanken lenken unsere Taten. Machst du dich selbst nieder, bleibst du dein Leben lang eine Versagerin! Also raff dich endlich auf, kneif deine Arschbacken zusammen und stell dich der Aufgabe, welche dir die Königin verlieh! Und was den Scheißkerl angeht. Er hat dich verarscht, O. K.! Also, verdammte Scheiße, verpass ihm einen ordentlichen Arschtritt, dass sich die Balken biegen!“
Yelina lachte. In einer Situation wie dieser lachte sie, bis ihr die Tränen kamen.
Einen derartigen Einlauf bekam sie bei Weitem noch nie! Sie stand auf, lächelte die Frau an. Die Hexe lächelte ebenfalls. Es war Yelinas Premiere.
Theoretisch kannte sie die Formel, aber der Praxistest stand eben aus. Allen Mut fassend, atmete sie tief ein.
Als der Schutzwall der Hexe brach und Sydneys Energie durchsickerte, hob Yelina ihre Hand gen Himmel und rief: „Vento, mi da Forza! Mi presta la Magia bianca! Wind, gib mir Kraft! Leihe mir die weiße Magie!“
Yelina entsann eine gewaltige Detonation. Die Perle ihres Ringes glühte. Ein nie erlebter Frieden breitete sich in ihrem Innern aus. Der Wind erhöhte sie. Weiße Magie erfüllte ihr Sein. Licht verbannte die dunklen Schatten von Sydneys Beschwörung. Schockiert beendete er seinen Gesang für einen Moment. Als der erste Impuls vorübergegangen war, stand der Frau neben Yelina der Mund offen. Jedoch wusste das Mädchen nicht, wieso. Bis sie an sich herunterblickte. Ganz eindeutig veränderte sich ihr Äußeres, was zum allgemeinen Erstaunen der Hexe führte. Tatsächlich wuchsen Yelina Flügel aus ihren Schulterblättern! Wie überaus treffend. Die Priesterin des Windes, Verbündete des Elementes Luft, hatte Schwingen erhalten. Ihr waren Flügel gewachsen. Alles an Yelina glänzte golden. Haut, Augen, Haare, sogar die Federn ihrer Fittiche.
„Öh, ja“, stotterte die Menschenfrau, „soweit ich das beurteilen kann, setzt du die trockene Theorie perfekt um!“
Unbewusst ignorierte sie die Worte der Hexe, ihre Aufmerksamkeit galt nun alleinig Sydney. An Yelina gewandt, sagte er: „Welch wunderschönes Täubchen! Sehr schade um dich, wenn ich dir gleich den Gar ausmache!“
Damit setzte er seine Beschwörungsmagie fort.
„Dir ist hoffentlich bewusst, Täubchen, meine Schwarzmagie wird dich aufsaugen!“
Entschlossen neigte Yelina ihr Haupt, schaute die Frau an.
„Ich hoffe“, sagte sie, „du hast einen Plan!“
Die Hexe grinste. Das hieß wohl, ja!
Jetzt oder nie! Jessica nahm Yelinas Hand.
„Priesterin, sprich mir folgende Worte nach und leihe mir deine weiße Magie.“
Yelina nickte. Im Stillen betete Jessi für das Gelingen ihres Banns. Gerade als Sydney seine geballte Boshaftigkeit in Form vielfacher Blitze auf sie donnerte, rief Jessica das letzte bisschen Hexenmacht. Fest umklammerte Yelina ihre Hand und schloss die Augen. Unmittelbar bemerkte Jessi die zwischen ihnen fluorierende Energie. Neuen Mut schöpfend, sprach sie die ersten Worte, die ihr in den Sinn kamen, indes Sydneys Fluch näher rückte.
„Wind Puras, sei ihre Kraft, verleihe mir durch der Priesterin Dasein Macht. Helft mir, Lüfte Puras, Böses zu bekriegen und im Namen aller Geschöpfe zu siegen. Alle guten Hexen auf Erden, gebt mir Kraft. Königin, gestehe mir meines Steines Macht, Mondlicht, leih mir Energie, helft mir alles Böse zu bekriegen und für das Gute des Universums zu siegen!“
Jessica, die Hexe und Yelina, die Priesterin des Windes sahen einander an, ihre Gedanken und Herzen wurden eins. Aus tiefster Seele erweckten sie den Zauber gemeinsam erneut.
„Sancto!“
Strahlendes Licht voller Reinheit erstreckte sich über den Außenbereich Lichthallens, tauchte die Gegend in glitzernde Farben, vereinnahmte die Dunkelheit vollkommen, welche daraufhin vollständig erstickt ward.
Sydney keifte vor Schmerzen. Mittlerweile auf dem Boden angekommen, krümmte und wand er sich. Zögerlich trabten die Lichtelfenmänner heran. Allesamt waren sie fassungslos, begriffen kaum, was vor sich ging. Anerkennend klopfte Jessica Yelina auf die Schulter.
„Gut gemacht, Priesterin!“ - „Ich danke dir, Hexe!“
Besorgt blickte Yelina zu Sydney, dem Schweiß auf der Stirn stand.
Äußerlich unversehrt, zehrte die gute Macht des Zaubers an Sydneys dunkler Lebenskraft.
Jessi bemerkte die Sorge des jungen Mädchens.
„Hol deinen Vater“, bat sie.
Ängstlich beäugte Yelina Jessi. Bestimmt erwartete sie, dass ihrem Freund Leid angetan werden sollte.
Deshalb klärte Jessica auf: „Sicherlich weiß er, wie man den Wächter des kosmischen Raumes ruft. Der bringt Sydney umgehend auf Ecliso. Dort kann sich dein Freund erholen!“
Hm, erholen war relativ. Ecliso galt nicht wirklich als die Wellness-Oase schlechthin!
Der Angeschlagene fing trotz sichtbarer Qualen an zu lachen.
„Ihr denkt, der Kampf ist vorbei? Wie naiv seid ihr? Er fängt gerade erst an!“
Gepeinigt, kniete sich Sydney auf den Rasen.
Quasi mit letzter Kraft feuerte er einen Energieball in den Himmel. Die Kugel zerbarst zwischen den Wolken.
„Ein Leuchtsignal!“, befürchtete Jessica. „Porta, apri!“ Sydney zeichnete mit dem Finger einen Kreis in die Luft. Ein Portal erschien. Einfach so verschwand der Schwarzmagier.
Während Yelinas Vater zu seiner Tochter eilte, die anderen Männer Abstand wahrten, überlegte Jessica, welchen Zauber Sydney verwendete.
Nämlich hörte sie noch nie von Magie, mit derer Hilfe ein Individuum von einem Planeten verschwinden konnte. Normalerweise reiste ausnahmslos der Wächter des kosmischen Raumes interstellar. Oder jene, welche die vorgesehenen Portale nutzten. Aber selbst eines erschaffen, aus dem Nichts, das war unmöglich! Darüberhinaus in seinem ausgebrannten Zustand!
An Cosmo, den Anführer gerichtet, meinte Jessica: „Seid wachsam. Sicher erweckt es den Anschein, der Schwarzmagier habe Pura verlassen, aber vielleicht teleportierte er sich nur an einen anderen Platz innerhalb des Reichs.“ - „Ich danke dir, Erdenhexe! Nicht nur für deinen Rat, auch für den Schutz meiner Leute und die Unterstützung meiner Tochter!“, sprach Cosmo aufrichtig, sein Gesicht nahm eine traurige Miene an.
„Das, obwohl ich dich anfänglich schlecht behandelte und keinerlei Gastfreundschaft zeigte!“, fügte er reuevoll hinzu.
„Gern geschehen!“ Verzeihend nickte Jessica.
„Yelina“, fuhr Cosmo fort, „es tut mir leid! Ich war dermaßen im Wahn, dich vor Unheil beschützen zu wollen, dass ich dich einsperrte! Obgleich ich dir nie das Kämpfen lehrte, schlugst du dich im Angesicht des Feindes fabelhaft! Ich bin sehr stolz auf dich! Folge der Hexe. Erfülle deine Bestimmung!“
Schönere Worte hätte Yelina nicht von ihm hören können.
„Hexe!“ Cosmo lächelte, zeigte blitzeblank weiße Zähne.
„Bitte bringe mir meinen wichtigsten Schatz heil zurück!“
Abermals bestätigte sie seine Worte durch ein Nicken. Ganz nebenbei fiel ihr etwas ein.
„Chuck!“, schrie sie panisch.
Plötzlich reckte eine Echse ihr Gesicht von einem Grasbüschel hoch.
„Ah! Du weißt also noch, dass es mich gibt, ja?“, klagte er wie ein Waschweib.
„Ich war beschäftigt!“, konterte Jessica, rollte genervt von ihm die Augen.
Dennoch lüpfte sie Chuck wieder auf ihre Schulter.
Ehe eine der jungen Frauen Äußerungen traf, schlug Cosmo vor: „Hexe, lass mich dich zum Essen einladen! Du und Yelina könnt euch stärken, frisch machen und beratschlagen. Dann habe ich auch Gelegenheit, mich von meinem Mädchen ordentlich zu verabschieden!“ - „Und ich kann dich mit meinen Fähigkeiten heilen, falls du verletzt bist“, ergänzte Yelina.
„Vielen Dank, beides nehme ich gern an! Ehrlicherweise muss ich zunächst unsere nächste Station aufdecken, bevor wir loslegen.“
Grübelnd fuhr Jessica durch ihre im Sonnenlicht schimmernden Haare, schaute danach fragend zu Chuck. Der zuckte mit seinen kleinen Echsenschulterchen.
Was? The No Duck hatte mal keine Antwort parat?
Auf dem Weg nach Lichthallen zog Cosmo Jessica ins Vertrauen: „Ich kann mir denken, wo ihr eure Suche fortsetzen solltet.“
Gespannt lauschten Jessica sowie Chuck dem ehemaligen Priester. Ebenso Yelina schloss geschwind auf.
„Die Königin ruft uns Priester in verschiedenen Intervallen zusammen. Wir besprechen diverse Themen, welche unser Reiche betreffen, um einander auf dem Laufenden zu halten. Stellvertretend für die Lichtelfen ging stets ich. Selbst als Yelina die Aufgabe längst übernahm. Die beiden letzten Priester der Schatten- und Waldelfen kannte ich. Bedauerlicherweise verstarben sie im Kampf gegen das Böse. Seitdem besuchte der darauffolgende Hohepriester aus dem Reich Ecliso kein weiteres Treffen mehr. Zu seiner Person vermag ich euch nichts berichten. Mit dem Priester des Meeres machte ich nie Bekanntschaft. Aber vielleicht nützt euch mein Wissen über die Hohepriesterin des Waldes, eine Waldelfe.“
Wieder ein Mädchen? Heimlich stierte Jessica zu Yelina. Insgeheim hoffte sie, die andere wäre nicht ganz so jung. Im Ernst, Yelina hatte ihr ganzes Leben noch vor sich. Sie sollte sich amüsieren und nicht in einem kosmischen Krieg zwischen Gut und Böse kämpfen müssen! Wegen ihrer Grübeleien verpasste Jessi beinahe Cosmos Erklärungen.
„Habt ihr euch ausgeruht, bringe ich euch zum interdimensionalen Portal. Reist nach Pulse Magia, zum Dorf Corrmas, das umgeben ist vom großen Wald Falver. Dort begegnet ihr der Priesterin des Waldes – Shanti.“