Irgendwann sterben alle, ich sterbe für Euch!

„Ich kämpfe nicht, weil ich denke, ich könnte gewinnen. Ich kämpfe, weil ich gewinnen muss.“
Ichigo Kurosaki, BLEACH

Nermor – Ecliso 

Ein Mensch bemerkte, wann er zu sterben hatte und ob es sich noch lohnte, zu kämpfen.
Arianna entschied sich zugunsten der zweiten Variante.
„Ghiaccia, Maledizione!“
Ihre Auflehnung formte einen Hauch, gleich dem Ultia Empias, welcher im nächsten Moment auf den Fluch traf und ihn einfach zu Eis erstarren ließ. Eisblumen sprossen in der ohnehin tief temperierten Luft, bedeckten Sphäre und senkten die Minusgrade nochmals.
Beinahe erstaunt, hob die Nekromantin eine Augenbraue.
„Netter Zug, Königstochter! Damit beeindrucktest du mich zu 1 %!“
Fix sprang Anna vom Boden auf, ignorierte dabei die schmerzenden Knochen. Das zarte Rosé ihres Kleids tränkte vertrocknetes Blut.
Als Ultia Empia sie ansah, verging der selbst ernannten Königin die gute Laune. Für sie schien es, als stünde eine andere Gegnerin vor ihr, deren Blick selbstbewusst, erbarmungslos und vollkommen siegeswillig Ultia bannte.
Anna streckte einen Arm, die Sense fand den Weg in ihre Hand.
Zielgerichtet preschte das Mädchen vorwärts.
Erst verzögert, erkannte ihre Feindin den Bewegungsablauf, derweil schwang Anna bereits ihre Waffe und traf tatsächlich! Der Hieb brachte die Böse zum Zurückweichen, dabei riss sie ungläubig ihre Augen auf. Zeit den Schock zu verdauen, blieb ihr nicht, Arianna befand sich im nächsten Moment gleich über ihr, verpasste ihr einen folgenden Schlag. Selbstredend verletzte er die mächtige Ultia Empia nicht tödlich, dennoch taumelte sie und erfasste gerade nicht, was eigentlich vorging.
Schnell auf den Beinen, platzierte Arianna einen anschließenden Streich.
„Genug!“, brüllte die Nekromatin, die Wut ihres Aufschreis entlud eine Ladung schwarzer Magie.
Daraufhin brach Anna ihren Angriff zunächst ab.
„Lieferst du mir endlich doch noch ein würdiges Gefecht? Gut, meinetwegen. So sei es!“, appellierte die Frau mit der Afro-Mähne.
Ihre Kontrahentin schwieg.
„Plötzlich still? Hat dir mein kleiner Fluch die Sprache genommen?“, machte sich die Böse lustig.
Lächelnd reckte Arianna ihre Sense und wirbelte die Klinge über ihrem Haupt.
„Nuvole!“
Weisse, flauschige Wolken entstanden, nicht am Himmel, sondern um beide Opponentinnen herum.
„Da bringst du dein Maul auf und schaffst nichts anderes als das? Lächerlich!“, frotzelte die Nekromantin.
Scherze auf ihre Kosten prallten an Arianna ab, schüchterten sie kein weiteres Mal ein.
Unbeirrt flehte sie: „Mutter, leih mir das Gebrüll deines Donners! Tuono!“
Graue Färbung ersetzte das Weiß der hauchzarten Schäfchen.
Celestia schien ihre Tochter gehört zu haben.
Mit neuer Hoffnung verfolgte die Königin von Licht und Magie den finalen Kampf ihres Kindes. Sie unterstützte Arianna, indem sie ihre magische Donnerkraft mit ihr teilte.
Der König legte seine Hände auf die Schultern seiner Frau. Gedanken und Gefühle der Ehepartner verschmolzen, sendeten dem Nachwuchs ihre Energie.
Ultia Empia hatte genug. Alle verfügbare schwarze Magie bündelte sie, erschuf mehrere Kugeln, welche in der Luft schwebend bereitstanden.
Nacheinander bewarf sie Anna damit, die Königstochter wich akrobatisch aus.
Ihr unmittelbares Scheitern stachelte die Hexe an, einer neuen Taktik nachzugehen. Sie stoppte ihr Sperrfeuer und beschwor einen massiven Morgenstern. Diesen drosch sie auf ihre Gegnerin.
Arianna blockte das runde, vernietete Gusseisen mithilfe ihrer Sense.
Jeder Aufprall der magischen Waffen entfachte eine Schockwelle, die herumliegende Felsen hinfort katapultierte. Mitsamt ihrer Gerätschaften fochten sie gegeneinander, bis ihre hervorgerufenen Auraexplosionen die Gegend vollständig kahl sprengten.
Erleichtert atmeten die allseits verstreuten Mädchen auf. Kurzzeitig hatten sie Annas Ende befürchtet.
Gebannt verfolgten sie den Kampf zwischen ihrer Freundin und der Königin der Toten, Ultia Empia. Das Waffengefecht schien relativ ausgeglichen.
Sonjas Spiegel meldete eine Nachricht. „Jessica!“, unterbrach sie die Hexe beim Zuschauen.
„Du störst!“, wies sie ihre Kameradin fuchsteufelswild zurecht.
„Du solltest mich anhören!“
Die Wächterin blieb hartnäckig.
„Herrje!“, murrte die Erdenhexe, „was?“ - „Zombies verenden reihenweise!“, erzählte Sonja die brandaktuell von ihrem Spiegel erfahrene Neuigkeit.
„Und das ist genau weswegen schlecht?“
Jessica forderte Sonja auf, schneller mit der Sprache herauszurücken.
„Nun, möglicherweise schwächt Anna ihre Feindin und deren Magie lässt folglich nach. Andererseits könnte die Ursache auch darin liegen, dass die Nekromantin die gesamte magische Kraft aus den Untoten abzieht und ihrer eigenen zufügt.“
Jessica erschauderte, ihr Mund stand sperrangelweit offen.
Hitze flimmerte, ein Föhn zog auf, verwuschelte Jessis blonde Haarpracht.
Das Rauben der Energie von Verstorbenen fiel unter die Fähigkeiten dieser Spezies!
Verdammt und zugenäht!
Hoffentlich erwies sich Sonjas erste Vermutung als wahr und nicht die weit schlimmere Variante!
Keine der beiden Frauen ging als Siegerin aus dem Waffenkampf hervor.
Größentechnisch im Vorteil verhinderte der Morgenstern flinke Angriffe. Dementsprechend blockte Arianna viele Attacken, um anschließend Konter auszuführen. Die Durchschlagkraft der Sense war dafür im Vergleich zur Stachel besetzten Kugel geringer.
Die Kontrahentinnen erzielten kein endgültiges Ergebnis.
Sichtlich gereizt, reagierte Ultia Empia auf die aktuell herrschende Chancengleichheit.
„Ich sagte dir vorhin, ich habe noch ein ganzes Universum einzunehmen! Lass uns das Geplänkel endgültig entscheiden!“
Anna stimmte dem Vorschlag nickend zu, schritt sogleich zur Tat.
„Fulmine!“
Blitze zuckten zwischen den dunklen Wolken. Das Wolkenband umfasste die Kampfarena, elektrisierende Ladungen pulsierten darin.
Anna zeigte auf Ultia Empia.
„Esplosione!“
Von allen Seiten ließen die gespannten Speicher Lichtblitze frei. Einer nach dem anderen traf die böse Hexe, schlugen in sie, wie in einen Blitzableiter.
Ihre schwarz verkohlte Haut rauchte. Die roten Augen glühten unheimlich.
„Das bereust du, Königstochter!“
Sie bleckte die seltsam weißen Zähne, widerlicher Geifer tropfte aus ihrem Mund. Ultias Leib sonderte eine gefährliche Aura ab.
„Deinetwegen muss ich meine Pläne ändern! Meine Untoten verrichteten gerade so schön ihr Werk. Leider brauche ich sie jetzt!“
Die Nekromantin nahm ihre Lieblingsposition ein – herumstehen und die Arme ausbreiten.
„Kommt zu mir, meine Sklaven!“
Einer dramatisch übertriebenen Geste folgend, hauchte die Drama-Queen: „Ballo Necroscopico!“
Alle Zombies waren in sich zusammengefallen und leblos niedergegangen.
Im Nachhinein hatten Polizeieinheiten weltweit nicht erklären können, weshalb Leichen überall verstreut herumgelegen hatten, sämtliche Ermittlungen hatten in Sackgassen geführt. Aus keinem Melderegister und keiner Kartei waren die Namen der unbekannten Erblassten hervorgegangen.
Die Funde waren im Sand verlaufen, hatten zunächst ein Medienspektakel ausgelöst, welches später abgeebbt war. Kein Hahn krähte mehr danach.
Verschiedene Nationen hatten die Verstorbenen begraben, welche nun endlich in Frieden ruhten.
Energien der Todesmagie fanden ihren Weg von der Erde nach Ecliso.
Im Nermor angekommen, erwartete Ultia Empia die stärkende Zwischenmahlzeit.
Arianna erkannte das Kräftesammeln der Nekromantin. Eindeutig beabsichtigte sie, das Ende herbeizuführen. Also nutzte die Königstochter die Chance, sich ebenfalls für einen Angriff zu rüsten.
Bedächtig schloss sie ihre Augen. „Kriegerinnen – ein letztes Mal – seid an meiner Seite, vereint eure Mächte mit meiner!“
Laut, dass jedes magische Wesen im Universum sie durch den flackernden Bildschirm am Firmament hörte, rief Anna: „Kriegerinnen, macht euch bereit!“
Sie hörten ihn, den Schrei.
Nein. Sie hörten ihre Aufforderung! Annas Aufforderung.
Im Geiste vereint, hoben sie die Hände und teilten Gedanken, Gefühle, Hoffnungen und Leben.
Yelina sprach: „Danke, dass ihr mich stütztet, mir Mut gabt, mir zeigtet, was Leben eigentlich bedeutet! Arianna, die Winde Puras tragen alle Reinheit unseres wunderbaren, Licht erfüllten Planeten. Sie singen das Lied unserer Vorfahren und transportieren deren weiße Magie. Die heilende Kraft der Lichtelfen versorge deine Wunden und erquicke deinen Körper!“
Shanti weinte in Baos Armen.
„Anna, ich verzeihe dir niemals, dass du ohne Lebewohl verschwandest! Also komme gefälligst zurück! Ich möchte dir meine ganzen Waldtiere vorstellen! Dennoch danke ich dir sehr. Schon immer wünschte ich mir eine beste Freundin! Ihr anderen, danke für die aufregende Reise! Bis wir uns wieder sehen, Anna, reiche Falver dir alle Mächte Pulse Magias! Seine Baumwipfel speichern die ursprünglichste magische Kraft. Möge Mutter Natur dir ihre Hand hinhalten!“
Nica brummte: „Zeig dem Miststück, was ’ne Harke ist! Und darnach gehen wir Mädels zusammen Burger futtern! Im Ernst, Leute, wir hatten viel zu wenig Zeit! Lasst uns hinterher ordentlich feiern! Ich freue mich, endlich Teil einer Familie geworden zu sein, sogar einen Zwilling zu haben! Danke! Die Flammen Eclisos sollen in dir brennen, Anna! Sie lodern für jeden einzelnen Schattenelfen, der sein Leben für Frieden und Ordnung riskiert. Die geballte Stärke unserer Ahnen spende dir Kraft!“
Maris umarmte ihre Schwester und flüsterte: „Danke, dass ihr mich mit dem Meer vereintet, meine Geschichten glaubtet. Unsere gemeinsamen Erlebnisse waren einfach wundervoll! Nie zuvor fühlte ich mich derart zugehörig, verbunden, verstanden und lebendig! Arianna, du inspirierst! Die mächtigen Wellen des Meeres brechen heute für dich! Ihre Flut treibe dich weiterhin an!“
Sonja schniefte, ihre ältere Schwester stützte sie.
„Lange Monate verbrachte ich allein. Einsamkeit erfüllte mein Herz. Dank euch, schlägt es wieder im Einklang mit anderen. Ich danke euch, dass ich eurer Gruppe beitreten durfte, ihr mir dieses Privileg gewährtet! Arianna, Tochter unserer Königin, Träume sind mächtig! Sie zeigen uns die Richtung, geleiten uns fortwährend auf unserem Lebensweg, dienen als Erholung für unseren Geist. Die Energie unserer schönen, unschuldigen Träume ermutige und motiviere dich fortwährend!“
Maelle blickte ihrem Freund Kai tief in die Augen.
„Ich sehnte mich immerzu nach Freiheit. Obgleich ich von einer Bürde in die nächste rannte, spürte ich sie niemals zuvor, wie mit euch. Danke, dass wir gemeinsam lebten und fühlten! Liebste Anna, Luft benötigen wir zum Atmen. Ohne sie existiert kein Lebewesen. Möge mein Lebensatem deine Lungen erreichen und deine Ausdauer größer werden lassen als jene deiner Gegnerin!“
Hanna dachte an ihre Brüder.
„Ich verlor meine Familie. Daraufhin entstand ein Loch in meiner Brust. Dank euch, wuchs es wieder zusammen. Ihr seid Familie geworden! Bitte, lasst uns dieses Band immer behalten! Arianna, die Familie vermagst du nicht auszusuchen, jedoch bleibt sie dir immer treu. Die Erde bebe für dich, damit du einen Ort findest, an den du heimkehren kannst!“
Lara umklammerte ihren Fotoapparat.
„Die Bilder hierauf liebe ich. Sie zeigen, wer wir waren, was wir erlebten, wer wir geworden sind. Sehnsucht erfüllte meinen Geist. Ich danke euch für jeden einzelnen Schnappschuss, denn ich erkannte, euch erfüllte sie genauso! Anna, Wasser nimmt jede Form an. Es kann leise rieseln, wohltuende Feuchtigkeit spenden, Schmutz abwaschen, lebensnotwendig sein. Anderseits vermögen reissende Gewässer genauso Zerstörung herbeizurufen. Dir gewähre mein Wasser die Form, welche du auch immer benötigst!“
Lien fokussierte ihren Geist.
„Siebzehn Jahre lang spielte ich die Rolle des schwarzen Schafes, die Ausgestoßene, Ungewollte. Ihr aber akzeptiertet mich einfach so, wie ich bin. Danke für eure Toleranz, eure Kameradschaft! Anna, das Feuer stellt ein mächtiger Verbündeter dar. Verwende seine Zerstörungskraft weise! Und wenn du zurückkommst, haben wir einen Rückkampf offen!“
Jessica schluchzte heimlich.
„Was soll ich sagen? Ich war gewöhnlich. Normal. Zunächst völlig überfordert mit meiner Aufgabe, wünschte ich dies erneut zu sein! Dann kamt ihr, alle nacheinander. Noch nie empfand ich solches Glück! Danke, dass ihr meine Mädchen wart! Arianna, mein liebes Kind, natürlich bist du etwas Besonderes! Einer Königstochter begegnet man nicht alle Tage. Aber für uns zehn Kriegerinnen bist du einfach unsere geliebte Freundin, Anna! Denk immer daran! Und jetzt, mach die böse Hexe platter als platt!“
Wenige Sekunden waren verstrichen, in denen sowohl Ultia Empia, ebenso Arianna Kräfte mobilisiert hatten. Ihre Hände hielt die Nekromantin auf die Königstochter gerichtet. Aus sämtlichen Poren ihres Leibes entrang die Magie der Finsternis, welche sie unmittelbar entfesselte.
Ultia Empia feuerte die Macht des Totenreichs.
Weitaus heftiger als alle Sandstürme der Wüste tobte dieser todbringende Orkan mitsamt Arianna in dessen Mitte.
Ihrerseits hob sie die Hände und streckte ihre Handflächen dem schwarzen Taifun entgegen, besser gesagt seiner äußeren Hülle.
„Mutter, heute sterbe ich nicht deinetwegen, ebenso wenig für das magische Königreich! Meine Freundinnen, ich sterbe für euch!“
Ein sanftes Lächeln all ihren Kameradinnen geschuldet erschien auf ihren rosafarbenen Lippen.
„Potenza Buona e d‘ Amore, toglie dall Corpo e distrugge il Male!“
Die Mauer aus schwarzem Staub klatschte gegen eine Wand aus weißem Licht.
Gute und böse Magie rangen miteinander, es entstand eine Art Tauziehen.
Sowohl Arianna als auch Ultia Empia ließen nicht locker.
Das Aufeinandertreffen der Mächte verantwortete das vollständige Zerspringen der übertragenden Runen. Somit konnte niemand den Ausgang der Schlacht verfolgen, welche in einer verheerenden Impulsion endete, in deren Verlauf ganz Nermor zerstört wurde.
Gesammelte Mächte aus Energien der Kriegerinnen, kombiniert mit Stärke und Zauber der Königstochter erfassten Ultia Empia, bevor ihr schlechtestes wiederum Anna erreichte.
Die Königin der Toten krepierte im Anschluss eines qualvollen, endgültigen Schreis.
Während letzte Reste der Detonation vergingen, war kein Krümel von der Frau mit den Afro-Locken mehr vorhanden.
Leblos stürzte Arianna zu Boden.