Friedhof der nicht kuschligen Tiere: Wenn die Toten auferstehen

„Du hast mir gesagt, dass Träume Wirklichkeit werden können, aber du hast vergessen mir zu sagen, dass Albträume auch Träume sind.“
Ciel Phantomhive, Black Butler

Manhattan, New York – Erde 

In Absprache mit Jessica verweilten Lara, Maris und Sonja auf der Erde, für den Fall eines möglichen Angriffs. Einige Stunden lang passierte rein gar nichts. Unvorhergesehen kühlte die Luft stark ab, es fiel Schnee. Kurzerhand flüchtete das Trio in einen Coffee-Shop nahe des Central Parks.
Sonja bestellte eine heiße Schokolade einschließlich enormer Sahnehaube, Maris orderte schwarzen Kaffee und Lara einen Cappuccino. Dazu gönnten sich die Mädchen jeweils einen Double Chocolate Muffin. Jessica lieh ihnen die heiß begehrte No-Limit-Kreditkarte, da diese auf Pura unbrauchbar war.
Angeregt unterhielten sie sich über dies und jenes, während sie Koffein und Zucker konsumierten. Schleichend ging der Schneefall in Regen über.
Ein Passant rannte am Fester der Kaffeebar vorbei. Er wirkte panisch.
Aus der Sicht eines Dritten suchte er Schutz vor dem erstarkenden Niesel.
Auf einmal hasteten mehr und mehr Personen fluchtartig die Columbus Avenue entlang. Auch sie wirkten panisch. Ein ungutes Gefühl beschlich Lara. Mit Maris tauschte sie einen vielsagenden Blick. Wasser verstand sich untereinander.
Ruckartig standen die beiden jungen Frauen auf, überrumpelten Sonja, der Schokolade an den Mundwinkeln klebte. Schnell beseitige sie die Überreste und ließ ihren Rest an Kakao stehen, schloss sich den Älteren an. Zähneknirschend verließen sie den mollig warmen Laden.
Draußen rieben sich die Mädchen ihre Augen. Richtung American Museum of Natural Historie lag der Verkehr still. Die Begründung? Eine verfickte Zombieapokalypse!
Maris zog ihre Schwester mitsamt Lara hurtig in eine – na wie sollte es auch anders sein – Gasse.
„Null Plan, was da gruseliges abgeht, aber wir müssen uns schleunigst verwandeln!“, schlug sie vor.
Die Britin pflichtete bei: „Ich stimme zu! Schergen des Bösen greifen doch tatsächlich die Erde an!“
Aus Verärgerung über die Dreistigkeit der Gegner wurde Erstaunen, als Lara Grinsekatze Maris Miene erblickte.
„Hä, warum grinst du so blöd?“, fragte sie.
Maris strahlte über beide Ohren.
„Na ja, den Spruch mit der Verwandlung wollte ich schon seit meiner ‚Sailor Moon’ Suchtphase loslassen!“
Geräuschvoll ausatmend, rollte Sonja ihre braunen Augen. Wer von ihnen war nun das Kind?
„Wir können gerne länger quatschen. Sicherlich finden die wandelnden Leichen währenddessen Leute zum Spielen!“
Lara und Maris nickten.
Zusammen legten sie die Hände auf ihre Magiesteine, vergewisserten sich ihres Alleinseins und riefen vereint: „La Potenza d’Acqua, ascoltami!“ - „Mare, mi da Forza! Mi presta la Magia delle Onde!“ - „Regina, mi ascolta, per protteggere i sogni!“
In Superheldengestalt verließ das Trio jenes dunkle Loch und hechteten die Straße aufwärts. Wahrhaftig schien der Anblick direkt einem Horrorfilm entstammend. Die einfallenden Geschöpfe entsprachen in keiner Weise den bekannten Dämonenwesen. Nein, schlimmer. Richtige, echte Untote begegneten ihnen. Im Spurt zückte Lara ihre Pistolen und schoss elementare Wassergeschosse auf sich nähernde Feinde. Die Kugeln trafen ihre Ziele, jedoch schlurften die recht unbeeindruckt weiter. Wenn auch gut in Schuss wiesen die Leichen offene Wunden, teils fehlende Extremitäten und Verwesungserscheinungen auf. Ein ekliges Bild. Übriges tat der strenge Geruch. Nach Leiche.
„Öh“, unterbrach Maris, die weiterhin schießende Lara bei ihrer Offensive.
„Wie besiegt man lebende Tote?“ - „Woher soll ich das bitte wissen, ich kämpfte bisher auch nur gegen Dämonen und Schwarzmagier!“, fluchte Lara.
Schüchtern erklärte Sonja: „Äh, klassisch, indem man ihnen den Kopf abhackt!“
Die Älteren schauten die Jüngere schockiert an.
„Was denn? Habt ihr nie solche Filme gesehen, beispielsweise ‚Die Nacht der lebenden Toten‘, ‚Dawn of the Dead‘, oder ‚Resident Evil‘?“, rechtfertigte sich die Wächterin.
„Wie alt bist du noch mal?“, interessierte Lara. Eine rhetorische Frage.
Den wandelnden Müllsack vor ihr im Blick grätschte Maris ein: „Ich wasche meiner fünfzehnjährigen Schwester später den Kopf! Zunächst sollten wir etwas gegen die Plage unternehmen, bevor womöglich neugierige Presse auftaucht!“ - „Und wie hacken wir ihnen den Schädel ab? Sonja schwingt einen Holzstab, du kämpfst mit Dreizack und für meine Wasserkugeln interessieren sich die Landstreicher nicht die Bohne“, schnaubte Lara.
Apropos, ein paar davon rückten während der regen Diskussion gefährlich nahe heran.
Keine Lust, länger zu warten, zückte Maris ihre Waffe, überbrückte zwischenliegende Meter und stieß die drei Zacken in den Kopf des Verstorbenen. Tja, er marschierte weiter, packte die Priesterin und hob sie vom Boden. Helfend sprang Sonja zur Seite, drosch den Stock auf sein Haupt.
Andere trabten an.
„Verdammt, das ist ja wie ‚Friedhof der Kuscheltiere‘, ohne Kuscheltiere!“, schimpfte Sonja.
Gegen Dämonen und Magier hatten die Mädchen deutlich weniger Schwierigkeiten. Die auferstandenen Toten schafften weit größere Probleme.
Inzwischen hatte die Presse von den angeblich lebenden Leichen erfahren. Lara, Maris und Sonja hielten einander mühevoll die Plagen vom Leib, als Transportwägen in der Nähe parkten.
Das war übel! Zum Kotzen übel!
Menschliche Hirne waren nicht vorgesehen, die Existenz von Magie zu erfahren!
Sonja atmete schwer. Sie langte sich an die Brust, ging nieder und schlug mit den Knien auf dem Boden auf.
„Schwester, was hast du?“, fragte Maris bekümmert.
„Jemand manipuliert die Träume vieler unschuldiger Kinder! Ich spüre das Nachlassen Unmengen Traumenergie!“, japste die Wächterin.
Die Ältere erkannte die Not der Jüngeren.
„Geh! Deine Aufgabe ist, sie zu beschützen!“, wies Maris ihre Schwester an, schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln.
„Wir halten die Stellung! Auf eine unbekannte Weise.“
Im Angesicht attackierender Zombies vor und Medienwägen hinter ihnen, fing Sonja lieber keinen Streit an. Abgesehen davon hatte Maris recht. Ihre Aufgabe bestand darin, die Träume zu beschützen, um damit die Magie zu erhalten. Besorgt beschwor sie ihren Spiegel, prüfte den Ort der massenhaft schwindenden Träume, sprach dann ihre Zauberformel: „Specchio del Sogno, mi porta alla destinazione!“
Augenblicklich brachte ihr magischer Talisman die Wächterin zum besagten Bestimmungsort.
Nunmehr alleingelassen, improvisierten die Verbliebenen.
„New York ist eine Insel, korrekt?“, vergewisserte sich Lara, die gerade einem nach ihr greifenden Leichnam auswich. Zwei weitere sprangen sie hinterrücks an. Geschmeidig floss sie mittendurch. Die Toten verloren ihr Gleichgewicht und fielen ungeschickt zu Boden. Wenige Meter daneben pikste Maris ihren Dreizack in den Hals eines stinkenden Zombies. Kräftig durchstach sie den Rachen, stieß so lange zu, bis sie den Kopf vom Rupf trennte. Erst hinterher gab sie ihrer Freundin eine Antwort.
„Richtig. Soweit meine Erdkundekenntnisse stimmen, liegt sie am Nord Atlantischen Ozean.“
Ähnlich der Munition eines Maschinengewehres schoss Lara sooft hintereinander, dass ihre Projektile dem glichen und sie einen Zombie anhand unzähliger Einschusslöcher enthauptete. Aus den Augenwinkeln erkannten die Mädchen mit Kameras bepackte Journalisten heranpirschen.
„Hör zu, wir müssen zunächst diese Horde Untote vor den neugierigen Blicken der Presse abschirmen. Eine Aufnahme, noch dazu live, können wir nicht gebrauchen!“, mahnte Lara.
Maris spießte einen weiteren Feind auf.
„Aha. Was genau schwebt dir vor?“
Versammelte Reporter erwarteten eine Sensation. Ein vielfältiges Arsenal an Sendern rückte an. Dem kontinuierlich starken Regen geschuldet, mussten die Presseleute von den trockenen Autos aussteigen und zum Monsterherd waten. Furchtlose Kameraleute zückten ihre Gerätschaften, sensationsgeile Berichterstatter die Mikros. Eine Aufnahme würde genügen, den Blickwinkel der Menschen für immer zu verändern.
Die Meute an Publizisten erweckten die Neugierde von Anwohnern, Café und Museum Besuchern. Mutige unter ihnen wagten, einen Fuß nach draußen zu setzen, nur um einen einzigen Blick zu riskieren.
CBS gelangte als erster Nachrichtensender vor Ort. Ein schlaksiger, kahlköpfiger, schnauzbärtiger Mann schaltete seine Kamera an, richtete das Visier geradeaus. Sein Herz polterte vor Aufregung.
Der Kommentator, bereit und einen pfiffigen Text im Anschlag, witterte die Chance seines Lebens. Am Abend würde seine Karriere durch die Decke schießen.
Spott, an!
Dann brach ein heftiger Regensturm über sie herein.
Sonjas Spiegel brachte die Wächterin im Nu zu einem Kinderheim in der Schweiz. An der Eingangstüre prangte der Name „Maison des Anges“.
Klopfenden Herzens betrat sie das unheimlich aussehende Gebäude.
Dieser Erdteil lag New York zeitlich sechs Stunden voraus. Hier herrschte die Nacht. Dunkelheit hüllte die alten Gemäuer ein und tauchte den Flur in schauriges Zwielicht.
Laras Reaktion passte, Sonja sollte wirklich weniger Horrorfilme schauen.
Wächter schwelgten immerzu in Einsamkeit. Spannende Geschichten vertrieben, zumindest zeitweise, das Gefühl des Alleinseins. Doch jetzt bereute Sonja den zuletzt gesehenen Streifen. „Evil Dead“ wirkte auf ihr Gemüt sehr kontraproduktiv!
Furcht brachte sie nicht weiter. Angespannt, aber dessen bewusst, schlich sie den weitreichenden Flur entlang, versuchte es leisen Schrittes, um jedes unnötige Geräusch zu verhindern.
Peu à peu wagte sie sich vor, unsicher, was genau sie eigentlich suchte.
Licht drang aus einer angrenzenden Türe am Ende des Ganges heraus.
Sonja tippte sie leicht an, gerade genug, damit sie durch einen Spalt lugen konnte. Entsetzt riss sie ihre Hand vor den Mund.
Aufgereiht, ja regelrecht aufgebahrt, bedeckten die Körper massenweiser Kinder den harten Grund.
Etwas überrumpelt, benötigte Sonja einen Augenblick zum Sammeln.
Urplötzlich erschien ein Gesicht auf der anderen Seite der Türe, welche anschließend gewaltsam aufgestoßen wurde. Sonja erschrak und taumelte rückwärts.
Niemand anderes lehnte entspannt am Rahmen, wie Rick höchstpersönlich.
Erstaunen wich der Wut. Festen Schrittes trat sie dem ehemaligen Wächter entgegen. Sicherlich gedachte er einer schmeichelhaften Begrüßung, doch Sonja scheuerte ihm eine saftige Ohrfeige. Überrascht gaffte er sie an.
Sarkastisch bemerkte sie (wahrscheinlich gab sie sich zu lange mit Nica ab): „Weißt du, wenn du schon so ein toller, allmächtiger Schwarzmagier bist, hättest du meinem Schlag locker ausweichen können, du verdammte Pussy!“
Rick erkannte das vormals verliebte Mädchen kaum wieder.
„Also, ich muss schon sagen“, entgegnete er, „das habe ich nicht kommen sehen!“ - „Was hast du den Kindern angetan?“, hinterfragte sie barsch.
Rick leckte über seine Lippen. Vermutlich überlegte er, ob er sie mit einer Lüge hinhalten oder ihr die Wahrheit erzählen sollte. Er entschied zugunsten letzterem.
„Ich verschaffe ihnen momentan schlimme Albträume. Solche, die sämtlichen Kinderglauben zerstören!“ - „Weshalb?“, bohrte sie weiter.
Höhnisch lachte er.
„Sonjalein, du bist doch klug! Positive Träume erschaffen gute, negative Gedanken böse Magie. Die reinsten Träume besitzen Kinder. Ich bringe Kinder weltweit nach und nach dazu, ihre naiven Wünsche aufzugeben. Das Heim ist nur der Anfang, meine erste Station.“ - „Damit schwächst du Celestias Macht“, schlussfolgerte Sonja.
Und wenn sie das Brechen der Traummacht jetzt schon spüren konnte, wo er gerade erst anfing, dann …
„100 Punkte für die Wächterin!“, sülzte Rick, „ich vermutete bereits, dass du zwangsläufig auftauchen wirst. Allerdings rechnete ich, zugegebenermaßen, mit dir zu einem späteren Zeitpunkt. Jetzt entschuldige mich, Millionen Kinder warten!“ - „Ich lasse dich nicht gewähren! Du stiehlst den Unschuldigen nicht ihre kindliche Zuflucht!“, gebot sie, ihre Stimme fest und klar.
Finsteren Blicks säuselte er: „Wer hält mich davon ab?“
Lara dachte an ihre Eltern, einem Unternehmer und einer Lehrerin, gefangen im zwanghaften grauen Alltag. Eben fragte sie sich, ob ein alltägliches Leben wirklich so schlimm war? Die beiden erschienen ihr glücklich. Sie wusste, sie selbst würde eines Tages eher auf Reisen gehen, anstelle frühzeitig eine Familie zu gründen. Vielen Menschen spendete eine feste Routine Trost. Jedes Individuum empfand ein Fünkchen Hoffnung, Glauben und Sehnsucht für seine ganz individuelle Zukunft. Lara wollte sie unbedingt beschützen, diese Gefühle, welche Menschen antrieben, täglich ihr Bestes abzufordern.
Deshalb galt es, eine apokalyptische Massenpanik zu verhindern!
Nostalgisch entsann Lara den mystischen Augenblicken bei den Eisgletschern Islands. Ihr Geist war stillgestanden und das Wasser hatte sie erreicht.
Glücklicherweise hatte sie viel mit Lien meditiert, die Chinesin hatte sie einiges gelehrt. Das Feuermädchen wusste nicht, dass sie zum Vorbild Laras gediehen war.
Gleichmäßig atmend, fokussierte die Britin ihren aufgewühlten Geist. Ihr Körper entspannte, die Gedanken beruhigten sich, wichen dann komplett.
Stille.
Leise flüsterte sie: „Pioggia accuta, cade!“
Der Staat New York hatte einen solchen Regenschauer niemals zuvor erlebt.
Gewaltige, nicht messbare Wassermassen stürzten in die Tiefe. Ihr Anblick glich dem eines undurchdringlichen Wasserfalls.
Inmitten seines Zentrums herrschte Elementkriegerin Wasser. Sie lenkte die Massen, formte sie zu einem gigantischen Regensturm.
Kein Reporter fühle sich diesem Sturm gewachsen.
Vorher so neugierige Menschen flüchteten mit den Presseleuten, allesamt suchten sie Schutz im Trockenen.
Bewusst dehnte Lara die Reichweite aus, damit kilometerweit keine Sterblichen die Straßen aufsuchten.
Vergleichbar mit einem Hurrikan blieb der Bereich im Zentrum des Sturms unberührt. Kein Tröpfchen erreichte da den Boden.
Für die Zombies hatte sich Lara etwas ganz Spezielles ausgedacht.
„Priesterin, jetzt!“
Maris war an der Reihe, wehrte zunächst den Hieb eines einst offenbar weiblichen Wesens ab, stieß sie fort und rammte angrenzend ihren Dreizack in den Boden. Dank ihrer Magie blieb er stecken. Im Asphalt. Magie eben.
Wie gewöhnlich hörte Maris die Stimme des Meeres und gleichermaßen vernahm sie seinen Zorn.
„Mare, sommerge profondamente!“
Späteren Medienberichten zufolge hatte das Wetter des vorweihnachtlichen Tages auf ganz Manhattan verrückt gespielt. Neben des sturzflutartigen Regenfalls war eine mörderische Welle, ein Tsunami „light“, an Land gebrochen. Dahinter vermutete keine Seele, dass die Priesterin des Meeres selbst diese Naturgewalt verursacht hatte.
Maris konzentrierte die wütenden Fluten des Ozeans in den Sturmkern. Ein Band aus Regen umhüllte die salzige Wassermasse, welche augenblicklich sämtliche Zombies erfasste. Gefangen im unbarmherzigen Wasserverlies drehten und wandten sie sich, fanden kein Entkommen. Lara verlagerte ihre Konzentration auf den Kerker. Sie war Wasser, dementsprechend in der Lage, seinen Druck zu kontrollieren. Ihre Macht gebrauchend, veränderte sie den Wasserdruck des riesigen Kerkers. Die Priesterin beschwor ihren Einfluss auf die See, damit gerufene Gewässer dem Element Folge leisteten.
Das harmonische Zusammenspiel von Elementkriegerin und Priesterin erhöhte den Umgebungsdruck immer weiter, schlussendlich stark genug, damit die Leiber gequetschter Gefangener zerborsten.
Scheinbar stellte Enthauptung nicht die einzige Möglichkeit dar, einen Zombie abzuwehren, Sprengen tat es auch.
Sonja drosch unter Zuhilfenahme ihres Stabes auf Rick ein. Entspannt wehrte er die Schläge mit einem hergezauberten Schwert ab. Das junge Mädchen entsprach bei Weitem keinem würdigen Gegner für ihn.
„Dumme Nuss, wann gibst du endlich auf?“, frotzelte er.
„Niemals!“, suggerierte sie.
Der Schwarzmagier seufzte. Übergangslos erschuf er einen Ball aus dunkler Energie und pfefferte ihn. Der heftige Schwall bösartiger Magie traf die Wächterin direkt, schleuderte sie rückwärts. Sie landete auf dem harten Stein.
„Wieso wurdest du nur böse?“, schluchzte sie.
Teilnahmslos zuckte Rick die Achseln.
„Mein Vater misshandelte meine Mutter und mich. Eines Tages schlug er sie brutal zusammen, woraufhin sie starb. Anschließend tötete ich ihn, mittels dunkler Magie, genauer gesagt nutzte ich einen Todes-Fluch. Ich spürte selige Genugtuung, allerdings zerstörte der Bann einen Teil meiner guten Seele, machte mich zum Schwarzmagier. Meine Königin gab mir Rückhalt. Sie verhüllte meine Aura, damit ich mich auf die Stelle des Wächters bewerben konnte. Nicht einmal Celestia spürte meine finstere Seite. Unsere Führerin beherrscht wahre Zauberkunst!“
Voller Mitleid schaute Sonja ihren einstigen Freund an.
„Der Tod deiner Mutter tut mir furchtbar leid!“ - „Hör auf, mich dieser Weise anzusehen!“, befahl Rick, „ich ertrage dein Mitgefühl nicht!“
Sonjas Stimme bebte.
„Mein lieber Freund, du hättest doch zu mir kommen können! Selbst, als wir noch Kinder waren, wir vertrauten uns alles an!“ - „Genug!“, schrie er und schlug Sonja brutal zusammen.
Sie wehrte sich nicht dagegen, sondern ließ ihn gewähren. Ihre Lippen platzten auf, Blut triefte aus ihrer Nase, das rechte Auge schwoll an.
Auf einmal stoppte er, Tränen füllten seine Augen. Er formte einen neuen, sehr viel mächtigeren Energieball, hielt ihn beidhändig über seinen Kopf, zielte auf die am Boden liegende Sonja. Ein Veilchen bildete sich um ihr linkes Augenlid.
Er sah Sonja an, wie damals seine verprügelte Mutter und zögerte. Sonjas Finger wanderten suchend Richtung Spiegel. Sie ertasteten ihn, steckend in einem Säckchen, angebunden an den Ledergürtel.
Sonja legte den Traumspiegel auf ihre Brust. Rick schloss derweil die Augen, wohl damit er das Mädchen vollständig ausblendete. Gegen ihn hegte sie keinen Groll, fühlte ausschließlich Verständnis.
„Königin, bitte hilf mir, die Träume der Menschen beschützen! All Ihr Kinder, leiht mir die gute Macht eurer Unschuld! Luce, degli Sogni, risplende, caccia l‘Oscurità!“
Jedes schlafende Kind erhörte des Nachts den Ruf einer angenehm klingenden Stimme. Unbewusst gaben sie einen Teil ihrer magischen Kraft, nämlich der Magie ihrer Träume.
Rick zauderte derweil. Im Gegensatz zu Sonja, die ihre gesammelte Macht entfesselte. Sie traf, Rick schreckte zurück. Reine Energie schoss durch seine Adern, vernichtete das Schlechte in seinem Leib. Gefühlt zersprang sein Schädel. Er hielt der riesigen, positiven Kraft nicht stand. Im letzten Moment fasste Sonja seine Hand, leitete etwas Magie ab. Ein zirkulierender Kreislauf entstand. Gute Magie schwächte Rick enorm, tötete ihn allerdings nicht. Er und Sonja blickten einander in die Augen. Dann fühlte er ihn, seinen eigenen Traum. Damals schob er ihn beiseite, unterdrückte ihn. Nun brach er ungefiltert hervor und Rick erinnerte sich. Er wollte Lehrer werden. Schon immer. So wie sie. Sonja und er hatten oft darüber gesprochen, als Kinder täglich „Klassenzimmer“ gespielt.
Tränen kullerten, er hielt sie nicht mehr zurück. Fest umarmte Sonja ihren Freund und er erwiderte die Geste. Umschlungen kauerten sie auf dem Boden, bis Artemisia erschien und den gefallenen Schwarzmagier abführte.
Beide Schlachten waren erfolgreich verlaufen.
In Manhattan wussten die Frauen noch nicht, dass Sonja ebenfalls siegreich hervorging. Lara sank erschöpft zusammen, ähnlich Maris.
Der Regen hatte aufgehört, doch dunkle Wolken bedeckten weiterhin den Himmel. Etwas spät, aber besser als nie, erreichte Jessica ihre Schützlinge.
„Hier ist ja alles überflutet, die ganze Umgebung trieft vor Nässe!“, bemerkte sie trocken.
„Hättest mal Augenblicke zuvor ankommen sollen!“, kommentierte Lara.
„Wo ist Sonja?“, stutzte die Hexe.
Maris beantworte ihre Frage: „Meine Schwester erhielt einen Notruf von der Traumwelt. Sie verschwand, um ihrer Aufgabe nachzugehen. Hoffentlich geht’s ihr gut!“
Jessi drückte der besorgten Älteren den Raumschlüssel in die Hand.
„Geh. Womöglich braucht sie Hilfe.
„Ich danke dir!“, seufzte Maris erleichtert, drückte den Schlüssel fest an ihre Brust und dachte im Stillen an das Ziel, nämlich ihre kleine Schwester.
Geräuschlos teleportierte das goldene Gerät Maris fort.
Ein Taxi fuhr die spiegelglatte Straße entlang. Jessica half Lara, aufzustehen.
Geschwind wateten sie zum Wegesrand. Das Automobil stoppte. Hanna schlüpfte heraus.
„Vom Portal hierher ist es weit zu Fuß!“, erklärte sie und grinste dann.
„Übrigens, jemand muss den Taxifahrer bezahlen!“
Lara übergab Jessica die Kreditkarte, heutzutage das bevorzugteste Zahlungsmittel. Dementsprechend verursachte die bargeldlose Bezahlung selbst im Taxi kein Problem.
„Pulse Magia ist sicher! Shanti und Anna bleiben vorerst in Corrmas“, klärte Hanna ihre Freundinnen auf.
„Pura ebenfalls! Yelina unterstützt ihr Volk“, fügte Jessi hinzu, „Chuck brachte ich vorübergehend bei mir Zuhause unter. Das arme Kerlchen ist völlig kaputt!“
Lara überlegte.
„Ich denke, wir haben die Erde größtenteils beschützt. Sicherheitshalber sollten wir in der umliegenden Gegend Ausschau halten. Möglicherweise überlebten ein paar Zombies.“ - „Zombies?“
Jessica glaubte, sich verhört zu haben.
„Ja“, bestätigte Lara, „Untote!“
Auf einmal liefen Jessi und Hanna kreidebleich an.
„Okay“, befehligte die Hexe, sobald sie sich gefasst hatte, „Lara, du ruhst dich einen Moment aus. Du wirkst, als ob du gleich zusammenklappst. Hanna, wir kundschaften die Umgebung aus. Sollten Zombies frei herumlaufen, bekommen wir das mit!“
Zügigen Schrittes eilten sie davon. Lara rief ihnen hinterher: „Übrigens, Zombies vernichtet man am ehesten, wenn man ihnen den Kopf abschlägt!“
Jessica wanderte aufmerksam umher, schritt die parallel laufende Straße ab.
Keine lebenden Toten in Sicht. Sie hoffte, der Albtraum endete bald!
Ihre Gedanken schweiften ab, als sie an Toffee Nut Latte und Cinnamon Rolls dachte. Sie blieb stehen und neigte den Kopf grüblerisch in diverse Richtungen. Wenige Passanten wagten sich ins Freie. An einem Rücken blieb ihr Blick haften. Diese Bikerjacke kannte sie doch? Der durchschnittlich gebaute Mann wandte sich zu Jessica und sie versteinerte.
Alejandro!
„Na sieh mal einer an, wen man so zufällig trifft!“, sülzte er bittersüß.
Gedanklich kamen Jessica Kaffee und Kuchen hoch. Sie verlautbarte keinen Ton.
„So schweigsam heute?“, brabbelte Alejandro unbekümmert weiter.
„Glaub mir, ich hätte dir einiges zu sagen!“, fauchte sie, „vorerst, geh mir aus der Sonne!“ - „Nein!“, kürzte er die Antwort ab.
Jessica zog ihre Augenbrauen hoch.
„Okay!“
Sie schenkte ihm ein entzücktes Lächeln.
„Vola indietro!“
Ihr Zauberspruch katapultierte ihn meterweit rückwärts.
Jessi setzte an, weiterzulaufen, immerhin wollte sie ungern Zeit zugunsten des Mistkerls vergeuden, doch Alejandro befolgte offenbar andere Pläne. Untypisch flink für einen Menschen raste er in Sekundenschnelle zurück und kam der Hexe erneut in die Quere. Größer, als er eigentlich war, baute er sich vor ihr auf.
„Du willst am helllichten Tag keinen Kampf anfangen, mein Lieber!“, drohte sie.
„Und ob, Corazon!“
Unvermutet murmelte er Jessicas eigenen Zauber, welcher überraschenderweise wirkte! Jessi flog in hohem Bogen auf die andere Straßenseite. Leute starrten interessiert.
„Shit!“, fluchte sie.
Alejandro raste sofort hinterher.
„Muro invisibile!“
Die Hexe erschuf eine sie beide umhüllende und von der Außenwelt abschirmende Wand. Gegen die vorherigen Gaffer konnte sie aktuell nichts mehr unternehmen. Allerdings wären diese paar Leutchen wenig problematisch.
„Glückwunsch! Du hast meine Aufmerksamkeit!“, applaudierte sie sarkastisch.
„Lass mich raten, die rothaarige Natursilikontitte stammt aus einer Dämonenfamilie. Als sie dich gefickt hat, fraß sie deine Seele, jedes Mal ein Stückchen.“
Alejandro klatschte übertrieben. „Meine Fresse, bist du schlau! Schon an Kreuzworträtseln versucht?“ - „Lass mich dir helfen!“, unterbrach Jessica das zeitraubende Geschwafel.
Vehement schüttelte Alejandro seinen Kopf, die fertigen schwarzen Haare wirbelten um sein Gesicht.
„Du denkst weiterhin, ich sei gut? Schätzchen, ich spiele schon lange für die andere Liga! Seit ich die heisse Braut in meiner Lieblingsbar traf, wusste ich, sie ist anders. Sie zu vögeln, dabei von ihr verschlungen zu werden, gab mir einen ordentlichen Kick. Bei dir suchte ich den vergeblich!“
Empört krisch Jessica: „Du hast dich freiwillig in die Obhut des Bösen gegeben?“ - „Was tut Mann nicht alles, für einen guten Fick?“, höhnte Alejandro.
Genug! Jessicas Hexenaura pulsierte vor Wut.
Darauf zielte er ab.
Sie schleuderte ihm hintereinander mehrere Zauber entgegen. Mühelos parierte er und pfefferte sie sogar zurück! Alejandro verwendete Jessicas eigene Sprüche gegen sie! Beschissenes Arschloch!
„Woher hast du diese Macht?“, hinterfragte sie.
„Von einer – wie nannte sie sich gleich? – Schwarzmagierin! Ein mega geiles Gerät!“
Jeajette!
„Sie wies mich an, dich etwas aus dem Konzept zu bringen.“
Oh, das könnte ihr so passen!
„Schau mal, was ich kann!“
Alejandro formte einen Energieball aus schwarzer Magie.
Na prima!
Vollkommen stolz auf sich selbst schmiss er die Kugel nach ihr. Jessica kassierte sie, Alejandro jubelte. Unbeeindruckt verfolgte Jessica seinen Selbst-Applaus.
Abrupt stoppte er und glotzte Jessi verwirrt an. Keine Schramme verunstaltete ihren Leib. Selbst die Klamotten, ihre typischen Jeans, ein weißer Rollkragenpullover, eine leichte Steppjacke, trug sie gänzlich unbefleckt. Alejandro legte Munition nach, feuerte das nächste Geschoss.
Die Situation blieb unverändert.
„Weshalb …?“ - „Tust du mir kein Leid an?“, beendete die Hexe den Satz des unwirklichen Zauberers.
„Womöglich stehst du bei den Bösen ganz unten in der Nahrungskette. Oder aber, meine Macht ist einfach gewaltiger! Letzte Chance, Alejandro!“
Südländer! Allesamt sture Böcke! Darüberhinaus war sein Sternzeichen das des Widders!
Sollte heißen:
„Ich beschwöre alle Macht des Bösen!“, sang er, klang dabei einen Hauch verzweifelt.
Offenkundig hatte er sich die Begegnung deutlich anders ausgemalt.
Jessica ertrug den Unsinn nicht länger. Während ihr einstiger Geliebter seinen Singsang fortführte, legte Jessica die Hand auf ihren Mondstein.
„Alle guten Hexen, gebt mir Kraft, Königin, gestehe mir meines Steines Macht, Mondlicht, leih mir Energie, helft mir Böses zu bekriegen und für das Gute im Universum zu siegen!“
Augenblicklich erkannte Alejandro den Ernst der Lage.
„Warte, Jessi, Corazon! Erinnerst du dich? Wir waren einst glücklich!“, flehte er.
Jessica hob den Zeigefinger ihrer anderen, nicht den Mondstein festhaltenden Hand.
„Einzig meine Freunde dürfen mich Jessi nennen. Lebe wohl, Alejandro.“
Die Augen erschrocken geweitet, unternahm er einen letzten Versuch, sammelte seine geliehene Macht und schleuderte sie geballt auf Jessica.
Unter wenigen Tränen, ausnahmslos den schönen Erinnerungen gewidmet, sprach sie: „Sancto!“
Lara wartete am selben Fleck, unfähig einer Rührung. An einer Hausmauer sank sie zu Boden. Erschöpft legte sie ihren Kopf zwischen die Knie.
Ihre Elementlenkung kostete sie enorme Kraft. Und überhaupt, Laras Magen knurrte.
Ein Schatten bewegte sich, blieb vor ihr stehen.
Hungrig schaute Lara auf. Die Gedanken waren noch beim Essen, doch währenddem sie den Fremden erkannte, erstarrte ihr Gesicht.
Andy, die Hände in den Hosentaschen verborgen, lächelte sie schmierig an.
Unbeholfen raffte sich Lara auf.
„Lass dir ruhig Zeit!“, empfahl er sarkastisch.
Gebeugt lehnte sie gegen das Gemäuer. Indessen legte Andy beide Hände an die Wand, nahm sie gefangen, ähnlich damals an Bord des Schiffes.
Sie roch seinen fauligen Atem. Augen sollten angeblich Spiegel der Seelen sein. Seine waren vollständig leer.
„Wusstest du, dass ich beinahe gestorben wäre?“, schimpfte er, sein Mundgeruch stank bestialisch „Diese Pratze vom Schiff verzehrte meine Seele! Ich existiere ausschließlich noch, weil mir diese komische Schwarzmagierin Lebenskraft schenkte! Im Austausch für deinen Kopf! Nur deinetwegen passierte mir das!“
Perplex blitzte Lara. „Meinetwegen?“, traute sie nachzufragen.
„Du hast mich abserviert, Schätzchen! Deshalb angelte ich mir erst diese Tussi!“
Lara wusste nicht, was sie auf diesen Bockmist erwidern sollte. Geschwächt vermochte sie keine Verwandlung zu vollziehen. Sie überdachte alternative Fluchtmöglichkeiten. Er las offenbar ihre Gedanken. Seine rechte Hand packte ihre Kehle, würgte sie erbarmungslos, die linke zückte ein Messer.
Lara röchelte, bekam keine Luft.
Welche Schmach! Da hatte sie eine Horde Zombies vertrieben, kratzte daraufhin unehrenhaft ab! Die wenigen bummelnden Menschen duckten sich, gaben vor, nichts zu bemerken. Sekunden fehlten, bis zur Besinnungslosigkeit. Wenn sie erst bewusstlos war, würde Andy Lara sicherlich töten. Sie wartete auf den Film ihres vorbeiziehenden Lebens, jedoch spielte er nicht. Ihre Augen blickten gen Himmel.
Dort oben flog ein roter Punkt. Er schoss unfassbar schnell abwärts.
Ein Meteorit?
Hm, das wäre für Andy wohl besser gewesen!
Augenzeugen berichteten später tatsächlich vom Einschlag eines Gesteins, stammend aus dem Weltall. Wie hätten sie sonst den aufgetretenen Bodenkrater erklären sollen? Sogar durften Autofahrer die aufgesprengte Straße eine Weile nicht befahren.
Der Aufprall donnerte laut, sämtliche Spaziergänger ergriffen unmittelbar die Flucht.
Lara lächelte. Der Lage geschuldet, etwas mühselig.
Erstaunt, was sein Opfer im Angesichts des sicheren Todes schmunzeln lässt, drehte Andy sich um und kassierte prompt einen gewaltigen Faustschlag. Von einer süßsauren Chinesin namens Lien!
Völlig überrumpelt ließ er Lara los und hob seine gebrochene Nase.
„Jedes Arschloch, welches meiner Freundin ein Haar krümmt, hat kein schönes Leben mehr!“, brummte Li.
Wie war das mit Entspannung durch Meditation?
„Du Miststück! Mein Gesicht! Verunstaltet!“, jammerte er.
Die Kampfsportlerin schnaubte: „Heul doch, du Mädchen!“
Entrüstet packte Andy der Zorn. Er umklammerte seinen kurzen Dolch und stieß zu. Lien wich nicht aus, sondern ergriff die scharfe Klinge. Andy versuchte sie zurückzuziehen, die Chinesin hielt seine Waffe bombenfest.
Ihre Kraft übertraf die seine. Blut tropfte aus dem Schnitt ihrer Handfläche.
An Lara gewandt, fragte sie: „Wie ist sein Zustand?“
Andy unterbrach seine aussichtslosen Versuche und gab das Messer frei.
Lara dachte über die Worte ihrer Freundin nach und erinnerte sich an die toten Augen.
„Verloren“, antwortete sie letzten Endes.
Bevor er eine folgende Aktion unternehmen konnte, platzierte Lien einen gezielten Schlag Richtung Magengrube.
„Brucia!“
Wie zuvor bei Jeajette brachen unbarmherzige Flammen aus Andys Rücken heraus, welche zuvor den Weg durch seinen Körper fanden und die Innereien versengten.
„Bedrohst du eine von uns, bedrohst du alle! Leg dich nie wieder mit den Kriegerinnen der Königin an, du Pussy!“
Immer noch bedeckten massive Wolkenberge die Sonne, hüllten den Tag in Dunkelheit. Hanna erreichte mit Jessica die Verbliebenen Lien und Lara.
Ein riesiger Krater prangte inmitten der Columbus Avenue. Neben den Mädchen türmte sich ein Häufchen Asche.
„Möchte ich erfahren, was das ist?“, fragte Jessica zur Begrüßung und deutete auf Asche und Krater.
Chinesin und Britin tauschten Blicke.
„Nope!“, empfahl Lien.
„Glaub mir, besser so!“, fügte Lara hinzu.
Hanna wechselte das Thema. „Keine Zombies weit und breit. Bei dir, Jessi?“
Die Hexe stöhnte. „Ebenso wenig. Dafür habe ich gerade mit meinem Ex-Freund doppelten Schluss gemacht!“
Die Kriegerinnen schauten Jessica schweigsam an, keine wollte in ein Fettnäpfchen treten und nachhaken.
„Kommt, ich erzähle euch die Geschichte bei einem Kaffee und Zimtschnecken.“ - „Die Kaloriensünde muss wohl warten.“
Lien zeigte den Gehweg entlang. Maris stützte Sonja, gemeinsam trotteten sie den anderen entgegen.
„Träume gerettet?“, fragte Jessica, mit ihren Gedanken bei Koffein und Zucker.
„Nicht nur das!“, erzählte Maris stolz, „mein Schwesterlein machte diesen beknackten Wächter dingfest!“ - „Rick?“, fragten alle vier erstaunt.
Maris nickte anstelle ihrer Schwester. Sonja war blass und schien mitgenommen.
„Jessi“, brachte sie mühselig hervor, „mein Spiegel! Alarm!“
Maris schaute die jüngere besorgt an.
„Wovon redest du?“
Sonja reichte den Freundinnen ihr magisches Artefakt. Jessica, Maris, Lara, Lien und Hanna blickten hinein und keuchten.
„Manhattan war gerade mal die Spitze des Eisberges! Eine Falle, um uns zu beschäftigen! Überall auf der Welt laufen lebende Tote herum! Wie sollen wir eine Armee Zombies in jedem Teil der Erde bezwingen?“, wimmerte die Wächterin.
Das wars mit Kaffee!
Gequält blickte Jessica in die Ferne. Vermutlich bestand die einzige Möglichkeit, dem Chaos Einhalt zu gebieten darin, wie in Videospielen oder im Film, den Endboss zu bezwingen.