Pulse Magia – Unterstützung

„Auch wenn mein Leben bis jetzt nicht das beste war, wird bestimmt auch mal etwas Gutes passieren, wenn ich nur lang genug am Leben bleibe.“
Ban, Seven Deadly Sins

Corrmas / Falver – Pulse Magia

Die Bewohner Pulse Magias gingen ihrer täglichen Routine nach.
An diesem schicksalhaften Morgen unterbrachen sie ihren Alltag und schauten zum Himmel hinauf. Schwarze Wolken zogen auf, tauchten den gesamten Planeten in tiefe Dunkelheit. Kein Lichtschein sollte durchdringen, stattdessen klirrte eine frostige Kälte.
Im Angesicht dieser offensichtlich düsteren Omen hielten Liebende einander die Hände, Eltern umarmten ihren Nachwuchs, Alt und Jung suchten Deckung vor dem Bevorstehenden.
Die Adoptiveltern Shantis verbarrikadierten ihre Behausung. Schlechten Gefühls starrten sie aus dem Fenster. Der Mann schlang die Arme fest um seine Frau. In der Ferne hörten sie das aufgewühlte Geheul der Wölfe. Falver schien in Aufruhr, die Bäume wiegten ruhelos hin und her, als ob sie das Unheil kommen sahen.
Das interdimenaionale Portal nahe Corrmas öffnete seine Tore.
Es schlüpfte ein ansehnlicher Kerl heraus, als gerade mehrere Waldelfen das Areal im Anschluss an eine Jagd passierten. Neugierig musterten sie den Reisenden. Sobald er die Gruppe bemerkt hatte, grinste er schelmisch und plärrte in ein mitgebrachtes Mikrofon. Schallwellen stoben aus, pulsierten über ein großflächiges Gebiet. Ein Echo entstand, öffnete verbreitet einige Spalten in der Atmosphäre. Kreaturen glitten hindurch, folgten seinem Ruf.
Zu deren Glück führte einer der Waldelfen ein Jagdhorn. Mehrere Male, in verschiedenen Abständen, blies er hindurch.
„Jetzt weiß jeder, dass uns ein Feind erreichte!“, drohte er dem Eindringling.
Johnny lächelte bösartig.
„Na hoffentlich!“
Waren es auf dem winzigen Pura anzahlmäßig schon Tausende, überfielen das flächenmäßig vielfach größere Pulse Magia eine Armee von Hunderttausenden Dämonen.
Das Signalhorn des Elfs drang bis Corrmas, wobei der Angriff mittlerweile unübersehbar war. Schwarze Löcher bedeckten den Himmel. Überall, ob in den Städten oder ländlichen Gebieten, tauchten Monster auf. Sofort machten sich die Jäger gefechtsbereit. Frauen und Kinder verblieben im Dorf, die Männer, einschließlich Shantis Adoptivvater, hasteten zur nächsten Feindquelle. Das Bild, welches sich ihnen dort bot, verursachte selbst bei den erfahrenen Kämpfern schlichtweg Grauen.
In der Geschichte hatten die Einwohner des immergrünen Planeten niemals eine derartige Monsterschar bezwingen müssen, gar waren sie einer solchen gegenübergestanden.
Wie in einem Kriegsfilm stürmten Reihen von Waldelfen die feindlichen Linien, stürzten auf den erstbesten greifbaren Feind. Hintere Riegen an Verbündeten schossen zur Unterstützung Pfeile.
Beide Seiten vergossen Unmengen Lebenssaft, schnell bedeckten erste Leichen den Grund und verwandelten die fruchtbare Erde in einen Schlachthof.
Waldelfen sahen langjährige Kameraden fallen, Ehefrauen verloren ihre Männer und Kinder die Väter. Dennoch weigerten sich die Jäger, aufzugeben. Sie würden nicht zulassen, dass das Böse in Corrmas oder im Falver einfiel. Dem heiligen Wald durfte niemals Leid geschehen, er speicherte Pulse Magias gesamte Magie. Darum kämpften die Waldelfen bis zum bitteren Ende, selbst als überzählige Dämonen sie überrannten.
Inzwischen gab es nahezu keine Unverletzten mehr.
Einige Bestien passierten die Verteidiger, hasteten Richtung Corrmas. Neben Verwüstung und Todesdurst, den beiden markantesten Merkmalen der Ecliso Ungeheuer, bestand ihr Ziel sicherlich im Zerstören Falvers. Andere Gründe erklärten ihr Eindringen nicht. Shantis Vater lag auf dem blutverschmierten Boden, seiner Kräfte vollständig beraubt. Respektlos eilten die Ungeheuer über ihn hinweg. Kurzen Weges erreichten sie das Dorf und somit seine Frau.
Vergebens versuchte er aufzustehen, knickte allerdings immer wieder ein.
In seiner dunkelsten Stunde, gedachte er seiner Adoptivtochter, welche er voller Liebe aufzog.
Dann stand sie vor ihm.
Unfassbar, welchen Unterschied wenige Monate ausmachten! Shanti hatte nichts mehr von dem einstigen, kleinen Mädchen. Eine stolze Frau stand inmitten der Gegnerschar.
„Sorry, dass wir so lange brauchten! Den einzigen Raumschlüssel besitzt Jessica, wir anderen nahmen die Portale. Finde das Teil erst mal in Manhattan! Ein Dschungel ist Dreck dagegen! Geht’s dir gut, Vati?“
Mühevoll nickte er. Sein Mädchen war da! Auch wenn er ihre Worte nicht wirklich verstand, fühlte er Glück.
Oh, sie brachte wohl Verstärkung mit!
Neben sie traten eine hübsche Blondine und eine rassige Dunkelhaarige.
„Bitte!“, keuchte er, „verteidigt den Wald!“
Shanti lächelte.
„Keine Sorge, Pa! Genau das haben wir vor!“
Auf dem Weg zum Portal vermuteten Shanti, Hanna und Arianna bereits, die Bösen planten Falvers Zerstörung auf Geheiß der Nekromantin. Ginge der Wald den Bach runter, läge ganz Pulse Magia in Trümmern. Ohne Magie, keine Verteidigung. Den Planeten einzunehmen, stellte in dem Moment ein Kinderspiel dar. Die Unterstützung der Waldelfen unterlag somit oberster Priorität.
Johnny schwebte abseits, die Meute kontrollierte er anhand seiner krächzenden Stimme. Die erinnerte ein wenig an einen Hahn. Für Schwarzmagier galten wohl die Gesetze der Schwerkraft nicht, munter flatterte er in der Luft.
„Besiegen wir den Boss, verschwinden die Ratten. Ich bin sicher, seine Untertanen werden manchen Kampfgeist verlieren, wenn er aufgibt“, vermutete Hanna.
„Du liegst vermutlich richtig. Auf der Erde sammelte er die Lebenskraft vieler Menschen, mit deren Hilfe er aktuell seine Schergen versorgt. Versiegt die Quelle, schwächt sie das vielleicht“, pflichtete Arianna bei.
„Überlegt mal, welche Auswirkungen es hätte, raubte Johnny den Sterblichen mehr Energie!“, warf Shanti ein.
„Also, worauf warten wir eigentlich?“
Waldelfe und Mexikanerin nickten einander zu.
„Foresta, mi da Forza! Mi presta la Magia della Natura!“ - „La Potenza da Terra, ascoltami!“
Bernstein- und Smaragdohrring reagierten augenblicklich. Beide schlüpften in ihr Kriegsgewand. Arianna behielt Jeans und ein schlichtes Shirt. Das Trio preschte los.
„Ascia Indiana!“
Mittels Tomahawk Axt spaltete Shanti einige Gegner hälftig, welche gegenwärtig einen Waldelfen umzubringen gedachten. „Vielen … Dank!“, säuselte der.
Augenscheinlich hatte Anna einiges von Lien gelernt. Gänzlich waffenlos schlug sie Dämonen mit blanken Fäusten zusammen.
Indes beschwor Hanna ihre Peitsche. Die gefährlich spitzen Dornen rissen tiefe Wunden in sämtliche Leiber. Natürlich bemerkte Johnny die Kriegerinnen, behielt trotzdem seinen Platz. Sein demütiges Verhalten bestätigten ihre Vermutungen, die gegnerische Kontrolle unterlag hauptsächlich seiner Konzentration.
„Ich habe eine Idee!“, schrie Arianna.
Die Naturmädchen unterbrachen ihre Gefechtshandlungen.
„Momentan bewirken wir nichts, dafür sind sie zu zahlreich! Darum hört mich an …“
Die Mädchen verteilten sich.
Shanti spurtete Richtung Corrmas, Arianna peilte den Schwarzmagier an, Hanna blieb, wo sie war. Johnny hing regungslos in der Atmosphäre.
In kürzester Zeit überbrückte Anna die Distanz und rief ihre Waffe: „Falce!“
Anhand eines imposanten Satzes sprang sie auf Augenhöhe und wirbelte die Sense. Kurzzeitig löste der Schwarzmagier seine Meditation für ein Ausweichmanöver. Ihr Plan zeigte einen ersten Erfolg, einige Dämonen schwankten sichtbar. Dementsprechend beschäftigte Arianna Johnny fernerhin.
Derweil rannte Shanti schnellstmöglich ihrer Heimat entgegen. Im Geist rief sie Tiere, beunruhigender Weise folgte allerdings keine Antwort. Dies bedeutete, Falver wurde angegriffen! Verdammt!
Shanti verlor gerade wertvolle Zeit. Aus den Augenwinkeln erblickte sie eine vertraute Gestalt. Etwas Kleines, Schwarzes tapste neben ihr her.
„Bao! Um Himmels willen! Woher kommst du denn? Du solltest in Jessicas Apartment warten!“, prustete die Waldelfe atemlos.
„Ich lasse dich nicht allein!“, gab der Kater telepathisch zurück.
Shanti wusste nicht, ob sie Freude oder Wut empfinden sollte.
Unmittelbar vor dem Dorfeingang tauchten Furcht einflößende Gestalten auf, welche die Tore bewachten. Unter ihnen erkannte Shanti ranghöhere Dämonen. Erkennbar deshalb, weil sie Waffen und Rüstungen trugen. Achtsam verlangsamte sie ihr Tempo.
„Arco!“
Köcher samt Pfeilen erschienen. Im trabenden Lauf zielte sie, schoss mehrmals hintereinander, fällte vier Ungetüme innerhalb von Sekunden.
Logischerweise entdecken sie die Schergen nun, überlebende hetzten auf sie zu. Erneut legte sie einen Pfeil an, jedoch bewegten sich die Viecher unberechenbar flink. Die Waffen gezogen, attackierten sie Shanti. Durch eine Rolle vorwärts wich Shanti aus, kam hoch, zückte hastig ihre Axt. Zwei Angreifer langten nach ihr, entrissen Shanti die Waffe. Ihnen ausgeliefert, kassierte die Elfe Treffer. Vorerst suchte sie Deckung, duckte sich unter den meisten Hieben hindurch, krabbelte über den Boden und versuchte an ihren Tomahawk zu gelangen. Eines der Monster trampelte auf ihre Hand.
Schmerzerfüllt schrie Shanti auf. Dasselbe Ungetüm packte ihre Waffe und zielte damit auf den Kopf der Priesterin. Shantis Herz stockte, sie riss die Augen auf. Markdurchdringendes Brüllen erschütterte die Sphäre. Definitiv stammte dieser ihr fremde Laut nicht von Wölfen!
Plötzlich riss ein ziemlich großes Tier den Dämon fort. Scharfe Reißzähne enthaupteten ihn. Das katzenartige Geschöpf verteidigte Shanti unter Zuhilfenahme seines mächtigen Körpers. Verbliebene Feinde zögerten, umkreisten die Bestie vorsichtig. Es schaute Shanti an und jäh erkannte sie ihn. „Bao!“, wisperte sie, kniend auf der weichen Erde.
„Du hast mich aus dem schmutzigen Tierheim gerettet, Priesterin und warst mir eine gute Herrin! Mit Freuden beschütze ich dich. Lass mich nur bei dir bleiben!“ - „Natürlich, mein Freund!“
Er neigte sein Haupt, verbeugte sich vor ihr.
Indessen die Feinde ihre Waffen bereithielten und zur Offensive ansetzten, schlüpfte Shanti zwischen den Körpern hindurch, sprang auf Baos Rücken, bezog Stellung. In verbundener Einheit mähten sie die Dreckskerle nieder.
Gnadenlos. Waldelfen machte keine Gefangenen!
Als kein Gegner übrig geblieben war, sprang Bao über die Leichen hinweg, fegte durch das Dorf. Geschmeidig kletterte er die steile Felswand empor, gefolgt von den schüchternen Blicken der Frauen und Kinder.
Gottlob entdeckte Shanti keine leblosen Körper. Im Dorf schien alles noch in Ordnung zu sein.
Bevor Bao im Wald verschwand, spähte sie zum Haus ihrer Eltern, sah einen Schatten am Fenster. Die Priesterin hob grüßend ihre Hand, wusste, ihre Mutter würde sie erkennen.
Nach Betreten Falvers begann die Jagd!
Hanna fokussierte ihren Kontakt zur Erde. Kein leichtes Unterfangen, die verletzten Jäger schafften kaum aufzustehen, geschweige denn zu kämpfen.
Immer wieder unterbrachen Dämonen Hannas Bemühungen, oder griffen die Waldelfen an, welche Hanna daraufhin verteidigte. Die Türen des interdimensionalen Portals öffneten sich erneut.
Hanna stockte der Atem. Prinzipiell wusste sie nicht, wer das Schlachtfeld betrat. Doch sie erkannte Ähnlichkeiten zu einer Freundin.
Arianna strahlte, zur allgemeinen Verwunderung des Schwarzmagiers.
„Du bist unglaublich schön, vor allem beim Lachen. Aber lass mich raten, dein Lächeln bedeutet Schlechtes für mich.“ - „Gut erkannt!“, erklärte Anna selbstbewusst.
Hanna stöhnte erleichtert. Völlig unerwartet war eine Horde Lichtelfen erschienen!
Die purianischen Heiler erblickten das Blutbad und strömten aus. Johnny schien verärgert, formte ein Schwert, anhand wessen er Anna bekämpfte und weitaus härtere Schläge erteilte. Bodenseitig setzten sie ihr Gefecht fort.
Während Arianna Johnny beschäftigte, floss die genesende Macht ankommender Lichtelfen in die verwundeten Waldelfen. Prompt erhoben sie sich, ihren Artverwandten überaus dankbar, mischten schnellstens wieder im Gefecht mit.
Hanna, just in der Lage sich zu konzentrieren, kniete auf der Erde und legte ihre Hände darauf. Ihre Gedanken und Gefühle verschmolzen mit dem Element.
Um sie herum tobte die Schlacht Elfen gegen Dämonen.
Dieses Mal gelang es Hanna, Kontakt zum gesamten Erdreich herzustellen.
Bao preschte durch Falver. Seine Geschwindigkeit stellte alle anderen Tiere in den Schatten. Beim Reiten zückte Shanti mehrfach ihren Bogen. Sie erbat die Sehkraft eines nahe fliegenden Adlers. Er hörte sie, lieh ihr seine Augen. Dank ihnen übersah und verfehlte Shanti kein einstiges Ziel. Kompromisslos ließ sie die Dämonen bereuen, den Wald anzugreifen! Besonders dämlichen Exemplaren, welche sich Shanti in den Weg stellten, biss Bao den Kopf ab.
Nach einer Weile kamen sie an einer lichten Stelle heraus. Das Zentrum Falvers wäre sinnvoller gewesen, jedoch würde es Tage dauern, bis Shanti dieses erreichte. Deswegen ging Shanti aber auch davon aus, dass die Feinde im näheren Umkreis lauerten, nicht viele Meter weiter gelangten.
Unmöglich hielten sie mit der Rennstärke ihres Panthers mit.
Shanti kniete, die Hände auflegend, auf dem grasbedeckten Waldboden. Dann erflehte sie die Unterstützung von Mutter Natur.
Shantis und Hannas Herzen verschmolzen. Obgleich sie Kilometer trennten, vereinigten sie ihre Kräfte über den allseits vernetzten Erdboden. Ausstöße ihrer Macht erschütterten den Grund. Überall spürten ihre Feinde die Veränderung, erzitterten vor dem Beben. Begründet in ihrer Verschmelzung vervollständigte Hanna ihre Verwandlung, die Quintessenz Erde erwachte vollkommen. Die Elementkriegerin war komplett mit Pulse Magia vereint, erkannte die sich ausbreitenden Feinde. Demütig beorderte sie den Planeten umfassenden Erdboden, welcher sie erhöhte und sich gebietsweise öffnete.
Im Prinzip geschah dasselbe analog zu Mexico. Unter den Füßen der Dämonen spalteten Risse den Grund. Hanna und Pulse Magia gaben den Eindringlingen keine Gelegenheit zum Entkommen. Vergleichbar mit den damaligen Polizeiautos verschluckte das Erdreich zahlreiche Ungeheuer.
Gleichzeitig floss Shantis Magie in Falver, stärkte den Wald und die Natur.
Gegensätzlich teilte Falver seine Macht mit allen kämpfenden Waldelfen.
Ein magischer Kreislauf entstand.
„Ihr wollt mich wohl verarschen?“, giftete Johnny, „nicht mit mir! Meine Königin zählt auf mich!“
Aus der Hosentasche seiner stylischen Markenjeans zückte er einen Gegenstand, offenbar den Raumschlüssel. Pech für ihn, Anna hatte nicht vor, ihn gewähren zu lassen.
Ausgerechnet jetzt attackierte ein Dämon, dessen Angriff sie blocken musste.
Der kurze Augenblick genügte, Johnny öffnete ein Tor.
Hä?
Seltsame Gestalten schlenderten hindurch.
„Dachte schon, du rufst uns nimmermehr!“, blökte ein affenähnlicher, Topffrisur tragender Schlumpf.
Das Grüppchen trug Musikinstrumente bei sich. Gitarrist und Bassist, beide wirkten zombiehaft, schrammten ihr jeweiliges Zupfinstrument, der Affe blies eine Flöte.
Waren die grotesken Persönchen etwa Bandkollegen? Fake Korea gab wohl eine kleine Vorführung. Johnny zog eine Grimasse.
„Kein Musikstück, ohne Gesang. Stimmen wir den Text an!“ - „Schon mal etwas von Instrumental gehört?“, verwies Anna sarkastisch, metzelte ihren Angreifer nieder, fegte danach auf Johnny zu, leider etwas verspätet.
Die Band läutete bereits schreckliche Töne an. Arianna wich zurück.
Hanna hielt ihre schmerzenden Ohren, verlor daraufhin die Konzentration, worauf die bösen Magier abzielten. Ihre abgrundtief hässlichen Stimmlagen, und damit verbundene Schallwellen lähmten sämtliche Krieger des Guten, verschafften dagegen allen Dämonen Antrieb. Ohnehin grauenhafte Kreaturen erstarkten, ihre körperlichen Gestalten schwollen an, sie legten an Schnelligkeit und Beweglichkeit zu.
Die Krieger der Königin hatten ein ernstes Problem!
Shanti hörte eine schrille Stimme. Zunächst ließ sie sich nicht beirren.
Bis Falvers Eindringlinge eine unvorhergesehene Energiespritze erhielten.
Flugs stürmte eine Vielzahl Monster die Lichtung, wichen geschickt dem rasenden Panther aus, rammten Shanti. Ihre Verbindung zum Wald unterbrach, sie landete auf feuchter Erde. Schleunigst fasste sich die Elfe.
„Ascia Indiana!“
Geschmeidig parierte sie erste Attacken. Die folgenden trafen sie, ihre Gegner setzten ordentlich nach.
Es bedarf sechzehn Dämonen, die Wildkatze festzuhalten. Bao wehrte sich aus Leibeskräften, Shanti blutete mittlerweile aus verschiedenen Körperstellen. Zudem war ihre linke Schulter ausgekugelt, der Arm ging schlaff am Torso herunter. Einhändig schaffte sie nicht, die gewaltige Waffe aufzuheben, geschweige denn sie zu schwingen. Angestrengt überlegte Shanti, was sie tun sollte, was sie tun konnte, als ein Dämon die Waldelfe rapide besprang und seine Zähne in sie schlug. Ähnlich eines bissigen Hundes ließ er nicht ab.
„Argh!“
Gepeinigt schrie sie. Der Schmerz betäubte sie, ihr Sichtfeld verschwamm.
Aus ihrer größten Not heraus veränderte Bao seine Gestalt. Im verzweifelten Versuch, der Freundin zu helfen, brach der Fluch, der auf ihm lag.
Der schwarze Panther verwandelte sich in einen abartig großen Mann.
Steckten nicht gerade Zähne in Shanti, hätten die Muskelberge des Hünen sie beeindruckt. In dieser Gestalt nahm er es problemlos mit den Bestien auf.
Behände streckte er sie nieder, eilte umgehend zu Shanti, packte den parasitären Dämon und riss ihn anhand seiner starken Armen entzwei. Durch den Blutverlust geschwächt, sackte die Priesterin zusammen. Der vorherige Kater fing die Waldelfe auf, legte sie behutsam hin, griff anstelle ihrer die Axt und hielt sein Versprechen. Er verteidigte seine Herrin.
Einen Moment, nachdem er die Viecher gespaltet hatte, kehrte er zurück.
Andächtig sprach er: „Ich danke dir, Priesterin! Mein Wunsch, dich zu schützen, verwirkte den Zauber! Mein Name ist Manfred, ich bin der Sohn eines Kriegers der Königin und einer Waldelfe. Vor 109 Jahren lebte ich in Corrmas. An jenem Tag jagte ich einen entlaufenen Schwarzmagier. Er verfluchte mich zum Leben als Katze. Übler jedoch, schickte er mich durch das interdimensionale Tor. Zum Schluss landete ich auf der Erde, wo mich Tierfänger einkassierten. Gefangen im Käfig wartete ich ein Jahrhundert lang, bis du kamst und mich befreitest.“ - „Äh, ja. Gern geschehen“, japste Shanti.
An anderer Stelle würde sie lachen, im Augenblick verursachte jede Regung Pein.
Ernsten Gesichtsausdrucks nickte er.
„Meine Worte vorhin entsprachen der Wahrheit. Lass mich bleiben und an deiner Seite kämpfen!“
Kämpfen? Sie wusste nicht einmal, wie sie atmen sollte!
„Es wäre mir eine Ehre, Manfred“, bestätigte sie dennoch. Aus einem bestimmten Grund hatte sie das Gefühl, der Satz war angemessener, wie „Gulp“. Oder „Röchel“.
„Bitte“, beantragte der stattliche Elf, „nenne mich Bao. Manfred existierte vor Ewigkeiten.“
Die Armee der Dämonen drängten die Waldelfen zur Verteidigung. Lichtelfen unterstützten, indem sie heilten, ihre Kraft versiegte jedoch ebenso bald.
Arianna blickte sich um und sah überall Verzweiflung und Schmerz.
Den Anblick ertrug sie nicht länger. Ihre Mutter wünschte, dass sie sich nicht in Kämpfe einmischte, welche die Krieger allein bestreiten vermochten. So war es die letzten Male gewesen. Diese Regel hatte die höchste Königin ihr eingetrichtert, es ihr gewissermaßen in ihr Genmaterial eingepflanzt.
Sie sei dafür zu wertvoll, benötigte ihre Kräfte für Größeres. Das waren Celestias Worte.
In jener Sekunde widersprach die Tochter der Königin. Ihr Leben wog nicht mehr, als das eines anderen Individuums.
Flehend schaute gen Himmel und bat: „Magie, gib mir Kraft. Lass die Stimmen all der Krieger mich erhören.“
Zum Boden stierend, hauchte sie: „Magia Eterna, mi raggiunge!“
Annas Magiestein erschien, ein seltener, pink-orangener Padparadscha, zum Schmetterling geformt, in einem fragilen Diadem mittig platziert.
Gleich der anderen Mädchen änderte sich ihr Outfit, aktuell bestehend aus einem geschmückten BH-artigen Oberteil, ebenfalls verzierten Gürtel und einem bodenlangen Rock, in der Farbe zarten Rosés. Ihre Erscheinung glich der einer Bauchtänzerin. Ein den Kopf bedeckendes Krönchen unterstrich die wunderschöne Frau.
Weiterhin das Haupt geneigt, rammte Anna die Sense zusätzlich in den Asphalt, ihre spitze Seite nach unten. Barfuß begab sie sich auf die scharfe, zu einem Halbmond geformte Innenseite, hielt sich einhändig an der Stange fest. Insgesamt ergab ihre Erscheinung ein mystisches Bild.
Ariannas Augen glänzten, die Iris wandelte ihre Farbe in den verschiedenen Tönen eines Regenbogens.
In ihrer Pose sammelte sie die Kraft, ihren nächsten Zauber auszusprechen.
„Tuono Eterno!“
Schwarze Wolken bedeckten den Himmel. Andere schwarze Wolken wie es vorher gewesen waren.
Sie grollten. Zunächst leise.
Mit einem Mal hallte tiefer Donner über das Land, dessen unnachgiebiges Getöse selbst Johnnys Gejaule überdeckte.
Telepathisch nahm Anna Kontakt mit ihren Verbündeten auf, gab ihnen weiterführende Instruktionen.
Die Band unterbrach ihren Auftritt. Johnny hetzte in ihre Richtung. Dieses Mal musste der Schwarzmagier schnellstens die Kriegerin stoppen.
Lediglich ein paar wenige Meter war er noch entfernt, als ihre hauchzarte Stimme das ultimative Gewitter einläutete.
„Fulmine Lucide, Temporale Onnipotente!“
Blitze reinen Lichts zuckten, brachen durch den Himmel, bedeckten ganz Pulse Magia – den größten Planeten des Sonnensystems. Eine energetische Entladung folgte der vorherigen.
Abermals erreichte Hanna die Symbiose mit dem Erdreich. Das Gewitter tobte global, schlug in jedweden Fremdkörper ein. Zum Schutze der Bevölkerung diente Hannas Erde als Blitzableiter. Sobald Magier, Menschen, oder Tiere Gefahr liefen eine Ladung abzubekommen, leitete sie den Blitz um. Die Vereinigung zwischen ihr und dem Planeten kostete die Elementkriegerin enorme Kraft, gewährleistete dafür die Sicherheit seiner Bewohner, währenddem die Feinde vollständig ausgemerzt wurden.
Bao hielt die verletzte Shanti an der Hand. Oder vielmehr stützte er sie.
Gemeinsam erbaten sie die Unterstützung des gesamten Tierreiches.
Falvers Baumkronen wuchsen dicht, die Blitze fanden keinen Weg hindurch.
Deshalb mussten sie die Ungeheuer im Dickicht auf andere Weise ausrotten.
Shanti spürte Baos Energie. Daneben bemerkte sie, wie der Wald ihr zu Hilfe eilte. Falver schenkte ihr seine Magie.
Zunächst heilte Shantis Arm, dann sprudelte seine Macht vollständig durch ihre Adern. Die Priesterin fühlte, dass einheimische Tiere sie nun hörten, was das markerschütternde Heulen der Wölfe, sowie Hufgetrampel der Hirsche bewiesen.
Die Lebewesen wehrten sich! Ihre Hetzjagd begann. Kein Dämon sollte mehr sicher im Unterholz sein!
Die Massenvernichtung Hunderttausender Eindringlinge fand seinen Höhepunkt. Ihr Anführer bildete das Schlusslicht.
Arianna hüpfte von der Schneide ihrer Sense, packte diese am Stiel und eilte Johnny entgegen. Der Schwarzmagier beherrschte wenige Angriffe im Vergleich zu seinen Geschwistern, darum nutze er seine Bandkollegen als Schild.
Dieser Feigling!
Sein Plan ging schief.
„Terra, trema!“, befahl Hanna.
Folglich bebte die Erde, die Gruppe brach auseinander.
Freie Sicht auf Johnny gewährte Anna eine kurzzeitige Angriffsmöglichkeit.
Anmutig wirbelte sie ihre Sense, der Schwarzmagier hielt sein eigenes dunkles Schwert schützend vor sein Haupt.
Erfolgreich platzierte sie einen Hieb, sprach gleichzeitig die magische Formel: „Silenzio!“
Johnnys Klinge hielt Ariannas Magie keine Sekunde stand, sie sprang in zwei Hälften. Im selben Atemzug schnitt ihre Waffe eine klaffende Wunde durch seinen Oberkörper.
Anna besiegte Johnny. Der Kampf war vorbei.
Nachher nahmen die Kriegerinnen dem Schwarzmagier den unrechtmäßig geliehenen Raumschlüssel ab, übergaben ihn anschließend den Lichtelfen.
Dankbar nutzten sie Gelegenheit durch Gebrauch des Schlüssels in kürzester Zeit überall auf Pulse Magia zu gelangen und sämtliche von Dämonenangriffen verwundete Einwohner zu heilen.
Falvers Tierreich plus die genesenen Waldelfen jagten letzte überlebende Ecliso Kreaturen. Ohne die Macht ihres Führers stellten sie keine größere Gefahr dar.
Artemisia erschien, um Johnny samt Gefolge abzuführen. Analog zu seinem Kumpel erhielt er die Verbannung.
Shanti geleitete ihren Vater nach Hause. Ihre Mutter empfing beide herzerwärmend.
Hanna freute sich für die Priesterin. Die Freude wich Besorgnis, sie entdeckte Annas ersten Ausdruck.
„Wieso machst du ein Gesicht wie zehn Tage Regenwetter? Wir haben gewonnen!“ - „Vorerst“, antwortete die Königstochter, „unser Sieg ist bedeutungslos, solange die Herrscherin dieser finsteren Ungeheuer durch das Universum wandelt. Sie kann jederzeit ihre Schergen aus der Verbannung holen und erneut einsetzen. Dann beginnt unser Kampf von Neuem.“ Ermunternd klopfte Hanna auf ihre Schulter.
„Bei uns in Mexico besagt ein Sprichwort, ‚obwohl ein Affe sich in Seide kleidet, ist er immer noch ein Affe‘. Soll heißen, wenn diese Teufelin auch mächtiger ist, als alle anderen, sie bleibt eine Magierin aus Fleisch und Blut. Weder ist sie unsterblich, noch unschlagbar!“
Arianna lächelte.
„Danke, meine liebe Freundin!“
Ausnahmslos eines war gewiss – Anna verließe diese Welt nicht lebendig.
Trotzdem dankte sie dem Herrn inständig, bei ihrer siebten Wiederkehr solch wunderschöne Momente gemeinsam mit wahren Freundinnen verbracht haben zu dürfen. Schließlich war kein Schicksal schlimmer als ein Leben ohne Liebe. Und dazu gehörte die Liebe unter Freunden.