Kriegerinnen, macht euch bereit!
„I am the answer to all living things that cry out for peace. I am protector of the innocent. I am the light in the darkness. I am truth. Ally to good - nightmare to you!“
Son Goku, Dragonball
Der Kalender zeigte Mitte Dezember. Jessica lud ihre Mädchen zu einem Bummel auf den Weihnachtsmarkt am Columbus Circle an der südwestlichen Ecke des Central Parks ein. Die Erfahrung einer gewöhnlichen Unternehmung unter gewöhnlichen Menschen an einem gewöhnlichen Nachmittag sollte die gemeinsam verbrachte Zeit würdig abschließen.
Jessi reckte das Gesicht dem wolkenverhangenen Himmel entgegen, dessen grau gefärbte Wolken einen baldigen Schneefall ankündigten. Ihr Atem erzeugte weiße Dampfschwaden. Obgleich die schwellende Unruhe und nagende Unsicherheit über das weitere Geschehen an ihren Nerven zerrte, wie bestimmt auch an denen der anderen, dankte sie dem Universum für die zurückliegenden Monate. Bislang war kein erneuter Angriff erfolgt. Als ob das Universum ihnen das vergangene Schöne gegönnt gehabt hätte.
Die Mädchen riefen sie. Lächelnd stampfte Jessica auf sie zu.
Der Markt war riesig! Es gab Stände mit Holzarbeiten, Schokolade und Pralinen, Schmuck von aufstrebenden Designern, schillernde Kleidung sowie allerhand glitzernde Accessoires. Eine große Menge an Krimskrams, Duftkerzen, plus typisch weihnachtliches Zeug ergänzten die Fülle an Waren.
Ähnlich ihrer deutschen Pendants verkauften manche Buden Lebkuchen, Stollen und Bratwurst.
Maris erzählte ihren Freundinnen: „Mein Vater bestellt immer Schupfnudeln mit Sauerkraut.“ - „Schmeckt jene Krautart so eklig, wie sie sich anhört?“, hinterfragte Maelle, die ihre Nase rümpfte.
Maris grölte lauthals. „Wenn du mich fragst, eher noch schlimmer! Aber Leute, wir müssen unbedingt die Wurst da drüben probieren! Diese Spezialität aus Deutschland überzeugt euch, wartet ab!“
Gesagt, getan. Feuer und Flamme waren, wie üblich, Nica und Miki. Das Abendessen bestand heute also aus heißer Bratwurst. Glühwein wärmte die Mädchen, schokolierte Früchte erhellten die ohnehin ausgelassene Stimmung.
Glänzende Mädchenaugen bewunderten die leuchtenden Festzelte. Dank Bargeld, bezogen aus einem Bankautomaten mittels Zauberkreditkarte, kaufte das junge Gemüse einen Haufen nutzloses Zeug, darunter Souvenirs. Die Kriegerinnen schwelgten in weihnachtlicher Vorfreude, genossen die ersten Schneeflocken, unterhielten sich, lachten miteinander. Ihr ausgelassenes Verhalten erzeugte das Bild von gewöhnlichen Jugendlichen.
Yelina fertigte im Anschluss ein Gemälde an, welches alle Mädchen, einschließlich ihrer selbst, abbildete.
In seliger Gemeinschaft erlebten sie den Abend, nicht wissend, dass er ihr letzter sein würde.
Am nächsten Morgen erwachte Arianna schweißgebadet in ihrem Hotelbett.
Unheilvolle Bilder hatten sie in der Nacht heimgesucht. Hastig stieg sie von der weichen Matratze und hastete ans Fenster. Versehentlich weckte sie Shanti auf. Der Kater erschrak und sprang mit einem Satz auf den Boden.
„Was ist los?“, fragte die Waldelfe verschlafen.
„Es geht los“, wisperte Anna.
Unverständig fragte ihre Freundin: „Was geht los? Eine neue Staffel des ‚Dschungelcamps?‘“ – „Die Schlacht um das magische Universum!“, kündigte Arianna bitter an.
Der Himmel hatte seine Farbe verändert. Ja, selbst das Firmament der Erde reagierte. Tiefschwarze Wolken verhießen im aktuellen Fall nicht einen baldigen Regen. Stattdessen wanderten Armeen schrecklicher Gestalten durch die interdimensionalen Tore.
„Ich spüre das Böse deutlich. Die Feinde nähern sich!“, flüsterte Anna, mehr zu sich selbst.
„Der Erde?“, krisch Shanti und stand augenblicklich auf.
Anna schüttelte den Kopf, blickte ernst drein.
„Schlimmer!“, hauchte sie, beinahe unüberhörbar, „scheinbar steuern sie die drei magischen Planeten und die Menschenwelt gleichzeitig an!“
Shanti lotste Anna zu Jessica. Die Königstochter offenbarte der Hexe ihre Vision. Diese rief sogleich sämtliche Mädchen zusammen.
In ihren Pyjamas belagerten sie den Flur.
Arianna schaute allen nacheinander in die Augen. Anschließend blickte sie Jessi an, die das Signal sofort verstand.
Mit fester Stimme und einem grimmigen Blick, den nur eine Jessica Adams innehatte, befahl die Auserwählte der Königin von Licht und Magie: „Kriegerinnen, macht euch bereit!“