Wie Drachen entstehen
„Der Drache lehrt: Wer hoch steigen will, muss es gegen den Wind tun.“
Aus China
Aus China stammen unzählige Legenden. Eine davon handelt davon, wie Drachen entstehen. Nach den Erzählungen der Ältesten lautet die Sage folgendermaßen:
Einmal pro Jahr, im Frühling, müssen die Furchtlosen unter den Fischen aus der Gattung der Karpfen den Huáng Hé stromaufwärts schwimmen. Der sogenannte Gelbe Fluss gilt als der zweitlängste Fluss Chinas und entspricht dem achtlängsten der Erde. Ein Gestein namens Löss führt zur gelblichen Färbung des Wassers. Wegen seiner Färbung erhielt der Fluss einst seinen weltweit bekannten Namen. Von Tibet führt der Flusslauf die Reisenden östlich. Durch ein gewundenes Gebirgstal kämpfen sie sich bis an die Grenzen der Inneren Mongolei. Um das Ordos-Plateau biegt sich der Strom, die Karpfen wandern von vorher östlicher nun in nordöstliche Richtung. Zwischen Tianjin und der Halbinsel Shandong erreichen sie einen Randbereich des Gelben Meeres. Dort mündet der Huáng Hé in den Golf von Bohai.
Das zentrale Gebiet um den Gelben Fluss wird als Wiege der chinesischen Kultur bezeichnet.
Gefälle, Untiefen und Verengungen, Blöcke oder Felsriegel erschweren den tapferen Abenteurern das Vorwärtskommen. Gewisse Abschnitte des Flusses bilden Stromschnellen. Steigt die Geschwindigkeit des Wassers in diesen Gebieten stark, schießt es förmlich seinen Weg entlang.
Bis die Karpfen an ihr Ziel gelangen, haben sie vielerlei Hindernisse zu bezwingen. Für gewöhnlich gibt die Mehrheit lange vor Erreichen des Ziels auf. Lediglich ein winziger Teil hält bis zum Ende durch.
Am Endpunkt angelangt, erwartet ein letztes Hindernis die Wagemutigen.
Der Wasserfall am obersten Punkt der Reiseroute wird „Drachentor“ genannt. Ihn hinaufzuspringen, stellt das Geschick der Karpfen auf eine Probe. Diejenigen, welche alle Herausforderungen meistern und das Drachentor bezwingen können, verwandeln sich nach ihrem letzten Sprung in Drachen. Solche, die scheitern, dürfen es im nächsten Jahr erneut versuchen. Falls sie gewillt sind, die Strapazen ein weiteres Mal zu ertragen …
Die folgende Geschichte soll keine staubige Legende aufwärmen.
Sie handelt schlicht von einem kleinen Karpfen auf seiner ganz persönlichen Suche nach dem goldenen Drachentor.