Die Wertlosen der Gesellschaft - Eine Leseprobe
Gesetzlose kannten keine Moral, noch scherten sie die Arbeitszeiten der kleinen Leute. Den Umstand, dass ein Anruf ihn um 02:00 Uhr früh aus dem Schlaf holte, er drei Stunden später bei frostigen 4 Grad unter strömendem Regen mitten in der gottverlassenen Wüste Nevadas einen Tatort ansteuerte, verdankte FBI Agent Patrick Hammer einer solchen Flachzange. Einem Kriminellen. Oder mehreren. Bis dato zog er wegen eines Mangels an Informationen beide Möglichkeiten in Betracht. Aus dem Fahrerfenster seines in die Jahre gekommenen Dienstwagens spähte er hinaus in die Ferne. Um ihn herum versanken Gestein, Geröll und Sand im geschwärzten Dunst der Nacht. Dreimal war er falsch abgebogen, trotz einer präzisen Angabe der Fahrtroute vonseiten der Leitstelle. Die Tankanzeige des Ford neigte ihre Spitze bedrohlich weit nach unten. Er stöhnte. Allmählich beschlich ihn der Verdacht, er würde den Schauplatz des Verbrechens in diesem Leben nicht mehr erreichen.Von seinem Blickwinkel betrachtet, bildete der Regen kerzengerade auf die Erde fallende Fäden. Welche ihm die klare Sicht raubten, dadurch eine Orientierung deutlich erschwerten. „Ah!“ Erleichtert atmete er aus. Nördlich entdeckte er Licht. Die Kollegen der Spurensicherung platzierten Beleuchtungskörper, die einen für sie notwendigen Radius erhellten und ihnen die Arbeit überhaupt ermöglichten. Dankbar anzukommen, lenkte Patrick sein Auto zu den wahllos in der Gegend parkenden Fahrzeugen. Gen Ende erwischte er ein Schlagloch. Der Unterboden wackelte böse. In der Folge schmerzten sein Arsch sowie der Rücken. „Großartig!“, presste er zwischen seinen mahlenden Zähnen hervor. Dienstwagen oder nicht, der Ford musste ihn später wieder in die Zivilisation bringen. Insofern durfte er nicht schlapp machen! Aber alles zu seiner Zeit. Zunächst war er am Zielort eingetroffen. Als die Anspannung von ihm abfiel, gähnte er beherzt. Seufzend schaltete er den Motor ab, kramte in der Mittelkonsole nach seinen Zigaretten. Am vorletzten Wochenende hatte er seiner schwangeren Tochter versprochen, mit dem Rauchen aufzuhören. In dreienhalb Monaten würde sie ihn zum Opa machen. Falls sie ihr Baby pünktlich zum errechneten Zeitpunkt gebar. Existierte ein besserer Anlass? Für Grandpa Patrick war ein Enkel Grund genug. Eine Woche Verstopfung, zwei Razzien und vier Morde verleiteten ihn, zur nicht annähernd gut genug versteckten Zigarette für Notfälle zu greifen. In weiser Voraussicht hatte er eine Packung auf seinem Dachboden zwischen allerlei Sperrmüll deponiert. Gegenüber Mandy verheimlichte er den Rückschlag. Wüsste seine Ex-Frau Frida darum – seine hormonell angeschlagene Tochter würde die Sache gewiss ausplaudern! – zerrisse sie sich das verdammte Schandmaul! Ohnehin tat sie das. Bei jedweder Gelegenheit. Warum zusätzlich Öl ins Feuer gießen? Außerdem sollte sich Mandy rundum auf ihr Baby konzentrieren. Gähnend stieg er aus seinem Auto, den Tod auf Raten im Mund, das Feuerzeug bereithaltend. Über die kurze Distanz schnappte er Gesprächsfetzen der sich unterhaltenden Arbeiter auf. Lichtblitze von Kameras erhellten die Schwärze der Nacht. Die feuchte Luft fühlte sich kalt an, es roch nach Regen. Wind peitschte ihm ins Gesicht, was ihn frösteln ließ. Die Spurensicherung war fleißig bei der Sache. Wie Patrick erkannte, steckte Absperrband den Tatort ab. „Pff!“, maulte er. Wofür betrieben seine Kollegen den Aufwand? Zeitverschwendung in seinen Augen. Frühmorgens, bei Sauwetter und Dunkelheit, spazierten mit Sicherheit keine Schaulustige durch die Wüste! Andererseits befiel das ansteckende Virus, genannt Schwachsinn, zwei Möchtegernforscher in den Zwanzigern. Aus einer spontanen Laune heraus, ausgelöst durch Drogenkonsum in Verbindung mit Alkohol, anders hätte Patrick sich ihr Verhalten auch nicht erklären können, unternahmen die Studierenden einen Ausflug. Angeblich für ein Wissenschaftsprojekt, eine Forschungsarbeit, weiß der Kuckuck. Wollten sie beweisen, dass ihr Väter Geld nicht umsonst investiert war? Was immer sie planten, nachts zwischen Sand und Geröll zu untersuchen, es rückte bald ins Hintertreffen. Der Regen überraschte sie erst, nachdem sie die Polizei gerufen hatten. Anstelle über Kakteen stolperten sie über Leichen. Im wahrsten Sinne. Eine Menge Leichen. Beim Voranschreiten entzündete Patrick eine Flamme, führte sie eiligst an die Zigarettenspitze, ehe der Starkregen sie löschte. Gierig saugte er an seiner bevorzugten Droge. Bereits der erste Zug entspannte seine Nerven. Einem Impuls folgend, schaute er geradeaus. Die Entspannung siechte dahin, seine Miene entgleiste und seine Zigarette fiel ihm aus dem Mund. Im Verlauf seiner Karriere hatte er Dutzende Schauplätze betrachtet. Ein abstoßenderes Bild, wie dieses, hatte der geschiedene Bundesbeamte in seinen 25 Amtsjahren nicht zu Gesicht bekommen! Vor seinen geweiteten Augen ragten Leichentürme auf. Haufenweise leblose Körper, die den Grund bedeckten. Trotz Nässe und Kälte schwirrten Fliegen um das verwesende Fleisch. Herumtollende schwarze Punkte, erkennbar im Licht der Scheinwerfer, sie sich an einer beträchtlichen Nahrungsquelle labten. Überraschung, Schock und Ungläubigkeit ließen Patrick lautstarke Flüche ausstoßen. „Gott im Himmel! Was zur Hölle …? Verfickte Scheiße noch eins!“ Gleichwohl er sich in freier Natur aufhielt, würgte er. Um ihn herum stank die Luft bestialisch. Komponenten von Regennässe und Morgentau vermischten sich mit Fäulnis, der Ausdünstung sich zersetzender Leiber, Fäkalien und Moder. Wer die Schweinerei im Nachhinein aufräumte, er oder sie verdiente Patricks Respekt. Sowie sein volles Mitgefühl! In den kommenden 60 Sekunden begaffte er mit offenem Mund die vor ihm befindliche Leinwand. Einzelne Böen zerzausten seinen grau melierten Haarschopf. Kalte Regentropfen besprenkelten seine Kleidung, durchnässten den Stoff. Sweatshirt plus Jeans klebten an seiner Haut. Es war ihm scheißegal. Dass er keine wärmere Jacke einpackte und jämmerlich fror, blendete er aus. Seine teuren Boots versanken im Matsch. Auch das entging ihm. Mühevoll unterdrückte er den Würgreflex. „Patrick!“, rief eine Person, deren Stimme ihm vertraut erschien. Tranceartig löste er seine Augen. Die zum bekannten Singsang passende Gestalt samt regennasser Arbeitskleidung stolperte auf ihn zu. Bei ihr handelte es sich um die Forensikerin Liliana Gene, bekannt unter ihrem Kosenamen Lilly. Mit der jungen Frau Mitte zwanzig arbeitete er seit einem halben Jahr zusammen, das FBI rekrutierte sie kurz vor Ende ihres Studiums direkt vom College. Das verwunderte ihn keineswegs, während seines letzten Falls stellte sie ihr Talent, ihr Händchen für tote Körper, unzweifelhaft unter Beweis. Abgesehen davon steckte in dem 1,51 Meter Zwerg geballte Energie. Die Hand zum Gruß erhoben, entgegnete er: „Morgen, Lilly!“ Ihre positive Art holte ihn aus seiner Starre. Neu erwacht, trabte er ihr entgegen. Allerdings nicht halb so gut gestimmt. Sie gesellte sich an seine Seite. Gemeinsam überbrückten sie die wenigen Meter. „Was hast du für mich?“, fragte er. „Eine Wochenendschicht“, verkündete sie teils ironisch, teilweise ernst, „mach dich auf Überstunden gefasst!“ Warum befürchtete er das längst? Zähneknirschend tauchte er unter dem Absperrband hindurch. Im gelben Scheinwerferlicht wirkte das Szenario schauerlich. Freunde gängiger Horrorfilme wären auf ihre Kosten gekommen. „Wie viele Tote?“, hakte Patrick nach. Sein Tonfall, gefühlsneutral. Er hatte gelernt, so wenig wie möglich von diesem Scheißdreck an sich heranzulassen. In Anbetracht des gegenwärtigen Aufgebots kostete ihn das Unterdrücken von Emotionen sichtlich Mühe. Er schluckte. Aus den Augenwinkeln sah er Lilly die Achseln zucken. „Bislang zählten wir 22 Männer.“ Bislang? Heilige Scheiße! Hammer blies die Luft aus. Jetzt sehnte er seine Zigarette herbei! Hätte er doch nur die Schachtel eingepackt, anstatt sie im Auto zu vergessen! Im Geiste sah er seine Ex vor sich. Haargenau wusste er, was Frida sagen würde. „Süchtiger Nichtsnutz! Elender Schlappschwanz! Zu nichts zu gebrauchen und nicht in der Lage, sein Versprechen zu halten!“ Ebenso tauchte das Bild seiner enttäuschten Tochter Mandy auf, einschließlich ihres verletzten Hundeblicks. Kopfschüttelnd stieß er das Bild von sich. Das Duo verharrte vor einer von Menschenhand geschaffenen Kuhle. Man hätte es als Massengrab bezeichnen können. Oberhalb, um das Loch herum, erkannte Patrick die Silhouetten von über den Daumen gepeilt elf Personen. Man beraubte den Verstorbenen ihrer Kleider. Nicht nur wurden sie zum Tode verurteilt, sondern zusätzlich gedemütigt. Im geschaufelten Massengrab stapelten die restlichen, ebenso nackt. Angestellte der Spurensicherung schossen Fotos, verteilten bunte Hütchen, nahmen Proben von Haut, Haar, Boden einschließlich allem, was in ihren Augen nützlich erschien. Akribisch sicherten sie verwertbare Spuren. Bei dem Wetter kein leichtes Unterfangen. „Eine Hundestaffel sucht das Areal weitläufig ab“, erklärte Liliana, „wir gehen zwar von einer einzigen, ich nenne sie mal, Ablagefläche aus. Aber um sicherzugehen, inspizieren die Kollegen das Gelände großräumig.“ Zustimmend nickte Patrick, schickte dann die Frage hinterher: „Kannst du den Todeszeitpunkt benennen? Zumindest Eingrenzen?“ Sie zog eine fein gezupfte Braue in die Höhe. Müde lächelnd, winkte er mit einer beschwichtigenden Geste ab. „Ja, ja, ich weiß! Wir haben fast zwei Dutzend ermordete Kriminelle, erschwerte Bedingungen …“ – „Dennoch“, unterbracht sie ihn, „ist das Glück dir hold. Abgesehen davon steht an deiner Seite die absolut größte Granate! Ich beherrsche mein Handwerk.“ Aufmerksam geworden, wandte er sich ihr zu, schaute sie an. Wenn es ihm auch schwerfiel, sich von dem Gemetzel zu lösen. Lilly grinste. Den Finger erhoben, frohlockte sie: „Wer immer dieses Schlachtfest verantwortet, seine Tat liegt maximal 14 Tage zurück. Ich schätze, unsere Herren starben im Zeitraum von vor ein bis zwei Wochen.“ Eine Spanne, in welcher niemand die Verstorbenen fand. Die 1,51 Meter Frau huschte an wuselnden Kollegen vorbei, blieb stehen, kniete sich neben einen Leichnam. Tiefe Schnitte bedeckten seinen beleibten, behaarten Torso. „Die Opfer starben auf unterschiedliche Weise. Verschiedenen Waffen, und Waffenarten verantworten die Wunden“, berichtete sie. „Schade“, dachte Patrick, „das grenzt die Wahrscheinlichkeit eines Einzeltäters ein.“Lilly setzte ihren Bericht fort: „Oder wir suchen einen Mörder, der sich auf den Umgang mit gängigen Waffengruppen versteht. Den Verwesungserscheinungen von sechs untersuchten Toten nach zu urteilen, dauerte das Schlachtfest jedenfalls zwischen drei und fünf Tagen. Das Entkleiden fand Post mortem statt, die Tötung erfolgte nicht hier. Der Boden erscheint frei von Blut.“ Nachdenklich kratzte sich Patrick am Kinn. Die nächste Rasur war fällig, wie ihm auffiel. „Das heißt, jemand entsorgte die Kleidungsstücke, trocknete die Körper, platzierte sie daraufhin im Nirgendwo“, schlussfolgerte er. „Wo sie fröhlich vor sich hin schimmeln hätten können“, ergänzte Lilly sarkastisch, „wenn nicht zwei Studenten, völlig stoned, über sie gestolpert wären!“ An die Ermordeten gerichtet, äußerte Patrick: „Haben euch eure Angehörigen nicht vermisst? Freunde? Habt ihr überhaupt welche?“ Trafen in den letzten Tagen Vermisstmeldungen ein? Er sollte damit beginnen, das zu überprüfen. Falsch. Korrektur: Einer Befragung der Vollidioten galt Vorrang. „Wo halten sich die Zeugen auf?“, fragte er. Liliana zuckte die Schultern. Ein vorbeiziehender Spurensicherer schnaubte durch seine Maske: „Im Krankenhaus. Das General-Hospital. Stehen beide unter Schock.“ Wen wunderte das? Bestätigend nickte Patrick. „Die Klinik kenne ich. Danke.“ Der Kollege zog von dannen. Schnaubend warf Hammer den Kopf in den Nacken. „Großartig!“ Ein Seufzer entfuhr ihm. Mit seinen Händen massierte er seine pochenden Schläfen. „Bis zum Hospital benötige ich bestimmt drei Stunden!“ Schlaf- und Nikotinmangel, mindestens zwei fehlende Kaffee, schürten seine Verzweiflung. Von unten betrachtete Lilly ihn mitfühlend. „Nehmen Sie mich gleich mit!“, schlug hinter ihm eine weibliche Stimme vor. Die Forensikerin kam auf die Beine. Sie und Patrick drehten sich um. Eine rotbäckige, leicht füllige Frau, schätzungsweise Anfang 40, trat auf das Gespann zu. Strähnen ihrer nassen, schlammbraunen Haare klebten an ihrem ungeschminkten Gesicht. Bezogen auf ihre Figur wirkte die ausgewählte, eng anliegende Kleidung unvorteilhaft. Aus einem ihm unbekannten Grund vermittele sie Patrick das Bild eines Pinguins. „Laura Martin“, stellte sie sich vor, zückte einen Dienstausweis, „DEA.“ DEA? Was zur Hölle suchte die Drogenvollzugsbehörde an seinem Tatort? Getreu seiner schlechten Laune entgegnete er: „Aha.“ Schlimmer konnte ein Tag nicht starten! „Und sie schickt man, weil?“, blaffte er unfreundlich. Martin legte den Kopf schief. Ein Grinsen erschien. Eines von jener Sorte, das Gefahr vermittelte. „Nun, Agent Hammer“, blaffte sie entsprechend zurück, „weil eines der toten Arschlöcher der Boss eines Drogenkartells war und mindestens zwei weitere Arschgeigen zu seinen Spießgesellen zählten.“ Woher zum Teufel …? „Benennen Sie Ihre Quelle!“, erwiderte Patrick schroff. „Aus welchem Hut zaubert die DEA die angeblichen Identitäten so plötzlich?“ Die gewichtigere Frage wäre gewesen: Warum wusste die DEA vor dem FBI Bescheid? „Neidisch?“, mutmaßte Martin treffend. Das Kinn gereckt, die Augen zusammengekniffen, schürzte sie ihre schmalen Lippen. Unbeeindruckt konterte Hammer: „Beantworten Sie meine Frage!“ Stumm entfernte Liliana sich. In einen Hahnenkampf um den behördlichen Zuständigkeitsbereich erwog sie nicht zu geraten. Lieber widmete sie sich ihrer Arbeit. Was besser war, prompt ging der Zickenkrieg in die nächste Runde. Schnippisch warf Laura ein: „Wollen Sie mir interne Verfahrensweisen abschwatzen oder lösen wir einen Fall?“ Patrick rollte die Augen. Er verabscheute rechthaberische Weibsbilder. Ex-Frau Frida entsprach einem solchen Kaliber. Die Ehe endete unglücklich. Diese Konversation ebenfalls. „Ich kann mir kaum vorstellen“, unterstellte er, „dass Ihre Behörde die erst kürzlich geborgenen Leichen identifiziert hat, ohne vor Ort präsent zu sein!“ Nun war es an ihr, mit den Augen zu rollen. „Falls es Sie nachts tiefer schlafen lässt“, bemerkte sie spitz, „ein Mitarbeiter der Spurensicherung erkannte unseren Drogenbaron. Inklusive Anhänger. Von Fahndungsplakaten. Zum Glück existieren aufmerksame Polizisten, die sich Gesichter merken können! Richtigerweise kontaktierte er uns. Die DEA!“ Großartig! Den Kerl, entschied Patrick, würde er sich später vorknöpfen! Fürs Erste kam er nicht um seine neue Freundin, den Pinguin, herum. Kleinlaut fügte er sich. „Fein, Agent Martin. Lösen wir den Fall! Sprechen Sie, um welches Kartell handelt es sich?“
Am Nachmittag hörte es auf zu regnen. Das Wetter verbesserte sich, die Stimmung sackte hingegen in den Keller. Agent Martin machte ihre Drohung wahr. Wie eine Fliege klebte sie an Patrick, fuhr ihm den ganzen Weg bis zum Krankenhaus hinterher, inklusive Zwischenstopp bei der Tankstelle. Eindringlich bestand sie darauf, bei der Befragung der Studierenden mitzuwirken. Während der Fahrt kontaktierte er seinen Vorgesetzten, informierte ihn über die bisher zusammengetragenen Einzelheiten und über das Einmischen der Drogenvollzugsbehörde. Der kurz vor der Rente stehende Vorsitzende befürwortete die Kooperation. Aus Gründen der Effizienz. Übersetzt: um des Friedens willen. Als Hammer auf dem Parkplatz des Hospitals parkte, hatte er seine Schachtel Zigaretten zur Hälfte aufgeraucht. Frustration raubte ihm den letzten Nerv. Kaffee! Dringend brauchte er einen doppelten! Am besten mit einem Schuss Schnaps! Wenig angetan von der neuen Zweckgemeinschaft wirkte auch Laura. Im Gegensatz zu ihm verhielt sie sich professionell. Lediglich ihrer steinernen Miene entnahm er den Unmut. Schweigend erklommen die Beamten die Treppe in den dritten Stock des Hospitals. Die nächste Zigarette, dazu einen baldigen Feierabend im Sinn, gedachte Patrick gerade, an die Tür des Zimmers zu klopfen. Im selben Moment piepte sein Telefon. Er unterließ sein Vorhaben, beantwortete stattdessen den Anruf. Beide Arme vor dem Brustkorb überkreuzt, starrte seine Begleiterin ihn an. Ungeduldig trappelten ihre Füße auf dem Boden herum. „Hammer!“, meldete er sich. Das Gestampfe strapazierte seine Geduld, was sie zu null Prozent kümmerte. „Hm. Aha“, nuschelte er in sein Telefon. Mit dem, was er aufnahm, verfinsterte sich sein Gesicht. Stirnrunzelnd beobachtete der Pinguin ihn. „Danke!“ Er legte auf. „Schlechte Neuigkeiten?“, mutmaßte sie. Wenn's nur das gewesen wäre! „Meine Kollegin von der Gerichtsmedizin scheint richtig zu liegen.“ Sie war im Begriff, ihm eine Rückfrage zu stellen, doch er reagierte, ehe sie den Mund aufmachte. „Gesichtserkennung“, erleuchtete er seine Zweckkollegin, „zudem ein vorläufiger DNA-Abgleich ergaben erste Treffer.“ Grunzend warf sie ein: „So schlimm?“ – „Schlimmer!“ Patrick Hammer hämmerte gegen die Tür. Beim Eintreten flüsterte er Laura Martin zu: „Das Programm nannte die Namen von hochrangigen Gangmitgliedern.“ Sie betraten das Zimmer. „Verschiedene Kartelle?“, wagte sie den Schuss ins Blaue. Auf unordentlich zurechtgemachten Betten saßen zwei leichenblasse Gestalten. In ihrer Erscheinung unterschieden sich die Knaben nicht von Gespenstern aus Zeichentrickserien. Erst das Zuschlagen der Türe holte sie aus ihrer Erstarrung. Eingeschüchtert musterten sie die Hereinkommenden. Diskret schüttelte der FBI Agent den Kopf. Die Geste galt dem Pinguin. Beim Hineingehen hatte er sie fragen hören, was denn genau schlimmer sei. „Kriminelle Organisationen aus aller Welt“, schnaufte er. Bevor er sich den unfreiwilligen Findern widmete, hauchte er seiner neuen Kollegin auf Zeit zu: „Auf den ersten Blick betrachtet, bekommen wir es mit einem Bandenkrieg auf internationaler Ebene zu tun!“